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Lausitzer Rundschau: Zukunft des Autobauers weiter ungewiss
Das Opel-Chaos

Cottbus (ots)

Natürlich kann man alles auf die US-Regierung
schieben, die nur zweitrangige Vertreter ohne Prokura zum Opel-Gipfel
ins Kanzleramt schickte. Natürlich kann man General Motors schuldig 
sprechen für das vorläufige Scheitern der Rettungsaktion, weil der 
Pleitekonzern um noch mehr Staatsgeld pokert. Beides stimmt.
 Aber dann ist auch zu fragen, was die von Wirtschaftsminister 
Karl-Theodor zu Guttenberg im Februar gebildete deutsch-amerikanische
Arbeitsgruppe eigentlich die ganze Zeit gemacht hat. Sie sollte 
zwischen den Regierungen ständig Informationen austauschen. Und was 
hat der von Guttenberg ernannte Berater Roland Berger gebracht, der 
zwischen dem Konzern, den interessierten Investoren und dem 
Wirtschaftsministerium vermitteln sollte? Dass das versammelte 
Hochkabinett gestern Nacht von GM wie von der US-Regierung geradezu 
düpiert wurde, zeigt nur eins: Der deutsche Verhandlungspartner wurde
offenbar von der anderen Seite nicht ernst genommen. Für zu leicht 
befunden.
 In das Bild passt, dass die Task-Force der Bundesregierung dem 
Wirtschaftsministerium erst vor zwei Wochen weggenommen und dem 
Kanzleramtschef unterstellt wurde. Viel zu spät hat Angela Merkel 
diese Angelegenheit an sich gezogen. Aber offenbar hat auch das 
Kanzleramt seine Kontakte zu Obama nicht genutzt. Viel zu lange hat 
Merkel ihren Kabinetts-Jungstar alleine an seinem Gesellenstück 
namens Opel-Rettung üben lassen. Einen, dem sehr leicht das Wort 
Insolvenz über die Lippen kam.
 Noch ein anderes Problem ließ die Regierung wabern. Rettung der 
deutschen Standorte, Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze in 
Deutschland, das war ihre alleinige Devise. Dass Opel auch in 
Belgien, Spanien und Polen produziert - kein Thema. Vom britischen 
Vauxhall und schwedischen Saab ganz zu schweigen.
 Die von Außenminister Steinmeier geforderte "europäische Lösung" 
wurde zum Vorwand für nackte deutsche Interessen. Am Mittwoch war 
angeblich nicht einmal mehr genug Zeit, um Vertreter der betroffenen 
europäischen Länder dazu zu laden. Und auch am heutigen Freitag sind 
sie nicht dabei, sondern veranstalten einen eigenen Opel-Gipfel in 
Brüssel, der das Chaos noch vergrößern kann. Eine schöne Gemeinschaft
zeigt sich da eine Woche vor der Europawahl: Wer zahlt, will allein 
die Musik bestimmen. Aber mit dem Wirt, GM, haben sie alle nicht 
gerechnet.
 Man muss den Opelanern wünschen, dass ihr Unternehmen das 
amerikanische Pokerspiel ebenso übersteht wie das schlechte deutsche 
Krisenmanagement. Die Überlebensfrist misst sich inzwischen in Tagen,
nicht mehr in Wochen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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