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Lausitzer Rundschau: Warum Porsche-Chef Wiedeking scheiterte Manager-Monopoly

Cottbus (ots)

Er hat in gut 16.Jahren aus einem Scherbenhaufen
den zeitweise lukrativsten Autobauer der Welt gemacht. Und er hätte 
am Ende beinahe wieder einen Scherbenhaufen hinterlassen. Wendelin 
Wiedeking, bis zum Donnerstagmorgen Porsche-Chef und mit einem 
geschätzten Jahreseinkommen von 80.Millionen Euro einer der reichsten
Männer Deutschlands, ist ein Beispiel dafür, wie sehr Macht zum 
Pokern um mehr Macht verleitet. Er hatte die Vision, mit der kleinen,
8480.Mitarbeiter starken Porsche.AG den Riesen Volkswagen zu 
schlucken, der es immerhin auf 370.000.Beschäftigte bringt. Was er 
vorhatte, fasste Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff 
(CDU) in dem Satz zusammen, er kenne keinen Fall, "bei dem der 
Schwanz mit dem Hund wedelt". Auch diesmal wedelte der Hund mit dem 
Schwanz. Porsche war durch Wiedekings Vision zuletzt mit zehn 
Milliarden Euro verschuldet und kommt nun nicht ans VW-Steuer, 
sondern wird Teil des VW-Getriebes.
Ähnlich könnten die Macht- fantasien der Schaeffler-Gruppe ausgehen. 
Das Familienimperium mit 66.000.Beschäftigten wagte sich an die 
doppelt so große (133.000.Mitarbeiter) Continental.AG heran. Auch bei
dieser feindlich begonnenen Übernahme eines großen durch einen 
kleineren Autozulieferer fehlt nun das Geld, das Management hat sich 
verhoben. Und an die Fälle in der deutschen Autobranche, bei denen 
eine Übernahme in jüngster Zeit formal geklappt hat, möchte keiner 
mehr erinnert werden. Daimler und BMW lecken noch heute ihre Wunden 
aus den teuren Chrysler- beziehungsweise Rover-Abenteuern. Wenn 
Engagements anders enden als von vermeintlichen Elite-Managern 
gedacht, so spricht das kaum für Strategiefähigkeit, sondern wohl 
eher für Machtbesessenheit. Viel zu selten wird die Frage gestellt, 
was Fusionen und Übernahmen für die oft Hunderttausende von Menschen 
bedeuten, die davon betroffen sind. Bei VW haben Beschäftigte gegen 
Porsche demonstriert, weil sie eine Beschneidung ihrer 
Mitbestimmungsrechte befürchteten.
Ärgerlich ist außerdem eine zunehmende Unsitte: Ein "Investor" 
erwirbt eine Firma auf Kredit und lässt diese dann die Raten 
bezahlen. Das führte schon zu Pleiten und Jobabbau. Auch Porsche 
hatte eine Mitfinanzierung des VW-Kaufs durch VW per 
Gewinnabführungsvertrag im Sinn. Da war es gut, dass Niedersachsen 
mit seiner Sperrminorität von 20.Prozent an VW solches verhindern 
konnte, weil es staatliches Eigentum eben nicht kurzfristiger Gewinne
wegen verscherbelt hat. Entgegen allen Parolen braucht der Staat mehr
Möglichkeiten, gesellschaftliche Interessen zu wahren. Das 
Manager-Monopoly geht sonst über die Köpfe von Millionen Menschen 
hinweg.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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