Lausitzer Rundschau: Zum Tod von Edward Kennedy Das Erbe einer Ära
Cottbus (ots)
Vom Ende einer Ära wird jetzt mit dem Tod des letzten der drei politisch aktiven Kennedy-Brüder geredet. Wäre dem so, dann hätte die Demokratie am Mittwoch tatsächlich einen schwarzen Tag erlebt - nicht nur in den USA, sondern in der freien Welt überhaupt. Die Kennedys standen für das Versprechen vom stetigen Ringen um eine bessere Welt. In den fast 50.Jahren, in denen sie Politik prägten, wandelten sich die Ziele. Was mit der Verheißung der Jugend und dem Flug zum Mond unter dem erschossenen Präsidenten John.F. Kennedy im Jahr 1960 begann, wurde zunächst für kurze Zeit unter dem dann 1968 ebenfalls ermordeten Robert, die letzten 40.Jahre mit Edward zum Inbegriff von liberaler Reformpolitik. Weil die persönlichen Machtambitionen dieser Familie so offenkundig waren, wuchs aus ihnen die Verpflichtung zu einer Politik, die sich um die Benachteiligten der Gesellschaft zu kümmern hat. Dies ist den Kennedys trotz aller Skandale gelungen. Edward Kennedy hatte die meiste Zeit hierfür und er hat sie wie kaum ein anderer Politiker genutzt. Und sein Erbe ist deswegen auch nicht auf die Familie beschränkt. US-Präsident Barack Obama hat ihn den "Beschützer eines Traums" genannt. Auch an ihm, der mit Hilfe der Kennedys den Weg ins Weiße Haus fand, liegt es jetzt, dieses Erbe zu verteidigen. Aber wie der Mythos, den diese Familie hervorbrachte, weit über die Grenzen der USA hinausreicht, so wichtig ist die darin enthaltene Botschaft auch für andere Länder. Was die drei Brüder, was vor allem Robert und Edward lebten, bleibt von Bedeutung. Reichtum, Macht und Ruhm hatten sie - aber auch Zuwendung und Mitgefühl für andere. Eine Gesellschaft, in der nur die Interessen unterschiedlichster Gruppen halbwegs ins Gleichgewicht gebracht werden, verliert ihren Zusammenhalt. Die Kennedys haben dies auch ihrer eigenen Familiengeschichte wegen gut verstanden. Ihr Vater hatte sich seinen Weg nach oben als Außenseiter gebahnt. Ihre Heimat, das weltoffene, tolerante Boston, ist seit Jahrzehnten ein Gegenentwurf zur Engstirnigkeit jenes hinterwäldlerischen Amerikas, das von der Angst vor dem Neuen lebt. Die Ära der Kennedys mag mit dem Tod des letzten der drei großen Brüder zu Ende gegangen sein. Aber der Geist, den sie zu verkörpern versuchten, dieser Versuch, Mitmenschlichkeit zu leben und einzufordern, muss seinen Platz in der Politik behalten.
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