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Lausitzer Rundschau: Die Feierlichkeiten zu 20 Jahre Mauerfall Falsches Gedenken im Richtigen

Cottbus (ots)

Am heutigen Sonnabend veranstaltet die CDU-nahe
Konrad-Adenauer-Stifung in Berlin einen Festakt namens "Mauerfall und
Wiedervereinigung" mit hochrangigen Gästen - von Kanzlerin Angela 
Merkel bis Altkanzler Helmut Kohl, vom ehemaligen US-Präsidenten 
George Bush bis zum früheren sowjetischen Staatschef Michail 
Gorbatschow. Die Stiftung ist nicht die einzige Einrichtung, die 
derzeit Mauerfall und Wiedervereinigung in einem Atemzug nennt. Diese
falsche Gleichsetzung durchzieht fast das gesamte Gedenken zum 
9.November. Man muss sich fragen, was sie alle beim 
20.Jahrestag der Wiedervereinigung am 3.Oktober 2010 
noch veranstalten wollen.
Am Tag des Mauerfalls1989 und noch fast drei Monate danach 
hat fast niemand von Wiedervereinigung geredet. Es war der Tag der 
Grenzöffnung. Nicht mehr, nicht weniger. Sicher: Objektiv betrachtet,
war die DDR mit dem Mauerfall Geschichte. Aber das ist eine 
Betrachtung im Nachhinein. Sie unterschlägt, dass es damals noch 
viele andere Möglichkeiten gab, wie die Sache hätte ausgehen können. 
Mit Gewalt seitens der DDR oder der Sowjetunion. Mit Reformen in 
einer eigenständig bleibenden DDR. Oder auch mit einem 
unkontrollierten Zusammenbruch.
Zwei Gruppen haben das Glücksereignis des 
9.November1989 ausgelöst. Die ausreisewilligen 
Unzufriedenen und die Bürgerbewegten. Aber sie beide stehen nicht im 
Mittelpunkt des Gedenkens, sondern werden für ein Ziel vereinnahmt, 
das sie damals nicht hatten oder sogar explizit ablehnten. Die 
Bürgerbewegten etwa wollten die Eigenstaatlichkeit der DDR behalten. 
Sie wollten eine andere, wirklich demokratische DDR. Nicht einmal die
politisch Verantwortlichen jener Zeit, auch nicht Kohl, Bush und 
Gorbatschow, verbanden am 9.November 1989 den Mauerfall mit 
der Einheit. Allerdings schon damals weniger aus Rücksichtnahme auf 
das Selbstbestimmungsrecht der DDR-Bürger, sondern weil die 
internationalen Vorbehalte noch zu groß waren und die 
völkerrechtlichen und militärischen Fragen noch zu schwerwiegend.
Am 9. November 1989 hat sich ein Ur-Recht der Menschheit, das Recht 
auf Freiheit, Bahn gebrochen. Es hat sich auch das Ur-Recht der 
Völker auf Selbstbestimmung Bahn gebrochen. Es hat sich gezeigt, dass
Diktaturen nicht ewig halten und Mauern erst recht nicht. Das sind 
Bedeutungen, die bis heute ausstrahlen, bis Tibet, Burma oder 
Nordkorea. Dieser Tag ist auch so groß genug. Er braucht kein 
Geschichts-Dressing.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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