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Lausitzer Rundschau: Studenten kämpfen für bessere Lernbedingungen
Richtig und wichtig

Cottbus (ots)

Die letzten Studentenproteste sind gerade mal fünf
Monate her. Damals kanzelte Bildungsministerin Annette Schavan den 
Bildungsstreik als "zum Teil gestrig" ab. Heute zeigt sich, dass 
dieser Vorwurf großer Quatsch gewesen ist. Einige Wochen später lud 
sie dann Studierende, Polit-Kollegen und Experten zum 
Meinungsaustausch ein. Gut, dass geredet wurde. Aber reden ersetzt 
das Handeln nicht. Das gilt für Bund und Länder gleichermaßen. Und 
deshalb sind sie wieder da, die (un-)lieben Studenten. Wie Schavan 
halten es die meisten hochkarätigen Bildungspolitiker am liebsten so:
Sie zeigen Verständnis, sie versprechen und fordern, um zu beruhigen.
Und sie verheddern sich anschließend - ob gewollt oder nicht - in 
einem unterfinanzierten, bürokratischen Bildungsapparat, der sich 
salbt mit Pseudo-Reformen, einer Vielfalt an Programmen, Konzepten 
und Konferenzen. Wann ist zuletzt ein Politiker sitzend auf den 
Treppenstufen eines völlig überfüllten Hörsaals erblickt worden, 
nachdem er Studiengebühren bezahlt hat? Wann hat sich ein Minister 
mal durch den zerfledderten Bestand einer Bibliothek gekämpft? Oder 
wann hat man ihn völlig verzweifelt eine von diesen absurden 
Prüfungs- und Studienordnungen in die Ecke werfen sehen? Selten bis 
nie. Gut, Bildungspolitik in ihrer Breite lässt sich nicht allein 
durch praktische Erfahrung gestalten. Aber ein waches Auge auf die 
wirklichen Probleme des Systems hilft, dem Bürokratismus zu begegnen 
und Verständnis für die Nöte zu erlangen. Und es motiviert zum 
Handeln. Dass es Bund und Ländern daran fehlt, zeigt allein der 
Umstand, dass in diesem Land die Verantwortung für die diversen 
Bildungsmiseren stets hin und her geschoben wird. Gerade die Unis 
können davon ein Lied singen. Vieles von dem, was die heutige 
Generation jetzt beklagt, begleitet Studenten nämlich schon seit 
Jahrzehnten. Mal mehr, mal weniger. Neu ist, dass Studierende kürzer,
"mobiler", "orientierter", berufsnäher und international 
anschlussfähiger studieren sollen. Dass aber diese zügellosen 
Kontroll- und Effizienz-Fantasien der Bildungspolitiker den Studenten
die für den Erfolg ebenfalls so wichtige Studienfreiheit nehmen, wird
schlichtweg ignoriert. Das treibt derzeit die Studenten zu Recht auf 
die Barrikaden. Bund und Länder haben vor einem halben Jahr 
eingeräumt, dass es bei der Organisation der Hochschul- und 
europäischen Bildungsreformen und bei der Stoffverdichtung massive 
Probleme gibt. Viel passiert ist seit den warmen Worten nicht. 
Durchgehen lassen darf man den realitätsfernen Bildungspolitikern das
nicht. Deshalb: Richtig so, Studenten!

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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