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Lausitzer Rundschau: Zwölftägiger Klimagipfel beginnt in Kopenhagen
192 Kapitäne und ein Eisberg

Cottbus (ots)

Es gibt vor Kopenhagen niemanden mehr, der
klimapolitisch noch behauptet, die Erde sei eine Scheibe. Die 
Weltgemeinschaft, inklusive der USA, weiß, was die Stunde geschlagen 
hat. Geht es so weiter wie bisher, dann stirbt die Menschheit zwar 
nicht aus. Aber große Teile versinken im Wasser, nicht nur 
Bangladesh, auch Holland, Hamburg und New York. Die Weltwirtschaft 
bricht ein. Schon ab 2100. Viele Arten sterben aus.
 Es wird kein schönes Leben mehr sein. Und trotzdem gilt es schon als
Erfolg, wenn verbindlich verabredet wird, dass die Erde sich nicht um
mehr als zweiGrad erwärmen soll. Denn daraus folgt zwingend, 
dass man, um das zu erreichen, bis 2050 global nur noch 
750Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen darf. Das sind 
18,75Milliarden pro Jahr, halb so viel wie jetzt. 
ZweiTonnen pro Erdenbürger.
Das Zwei-Grad-Ziel bedeutet, dass jeder Deutsche seinen fossilen 
Energieverbrauch auf ein Fünftel reduzieren muss, jeder Amerikaner 
auf einZehntel und jeder Chinese auf die Hälfte. Dabei fangen
die Chinesen gerade erst so richtig an mit dem Verbrennen. Und dabei 
denken wir mit unserem bisschen Windkraft und Sonnenenergie, mehr Öko
gehe kaum.
Jede Festlegung auf ein Ziel zieht also gravierende Konsequenzen nach
sich. Aber, und das gilt es endlich zu erkennen: Höhere Effizienz, 
sparsamere Technologien, erneuerbare Energien, all das bietet auch 
die Chance auf ein neues, nachhaltiges Wachstum. Wenn allerdings die 
Industrieländer, die praktisch die volle Verantwortung für die schon 
in die Atmosphäre eingebrachte Erwärmung um rund 1,5Grad 
tragen, bei der Reduktion ihres Ausstoßes nicht vorangehen, werden 
die Schwellenländer kaum folgen.
Kopenhagen muss noch keinen detaillierten Reduktionsplan liefern, 
aber doch Eckpunkte dafür festlegen und die Mechanismen definieren, 
wie sie erreicht werden sollen. Deutschlands führender Klimaforscher,
Hans Joachim Schellnhuber, hat die Lage der Erde mit der der Titanic 
verglichen. Der Unterschied: Heute wissen alle, dass der Eisberg 
kommt, die Sicht ist gut. Aber an Deck stehen 192Kapitäne mit
höchst unterschiedlichen Interessen und Betroffenheiten. In 
Kopenhagen steht die Frage zur Entscheidung, ob die Spezies Mensch 
fähig ist, sich selbst durch die Kraft kollektiver Vernunft so auf 
diesem Planeten zu bewegen, dass sie die eigenen Lebensgrundlagen 
nicht zerstört.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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