Lausitzer Rundschau: Wirtschaftlicher Genickbruch Zum Ende der Laufaron GmbH in Guben
Cottbus (ots)
Weit mehr als 100 Jahre war die Textil- und Hutproduktion das wirtschaftliche Rückgrat der Neißestadt Guben. Mit Kopfbedeckungen ist angesichts globaler Billiglohn-Konkurrenz seit Langem kein Geschäft mehr zu machen. Deshalb hat sich die alte Hutfabrik im Stadtzentrum längst ins Gubener Rathaus mit Museum, Musikschule und Bibliothek verwandelt. Geblieben ist eine kleine Hut-Manufaktur. Bisher produzierten aber im Industriegebiet Süd in mehreren Unternehmen noch rund 1200 Mitarbeiter an der Neiße mit Stolz Grundstoffe der Textilproduktion und auch textile Fasern. Seit fast einem Jahr aber gibt es nur noch schlechte Nachrichten rund ums textile Rückgrat Gubens. Ja, jetzt droht der Stadt gar der wirtschaftliche Genickbruch. Nahezu im Wochenrhythmus meldeten im Sommer 2009 die Gubener Textilunternehmen Insolvenz an. Die Trevira Gruppe folgte der Unylon GmbH in die Zahlungsunfähigkeit. Und schließlich kam auch die Laufaron unter die Räder der globalen Wirtschaftskrise. Was sich in den Mitteilungen aller Insolvenzverwalter in Guben zunächst las wie die Möglichkeit zum wirtschaftlichen Neuanfang ohne alte Schulden, droht nun doch in einer schnöden Pleite zu enden. Gesundschrumpfen sieht anders aus. Der Verkauf der größten Firma auf dem Industriegelände, Trevira, ist vorläufig gescheitert. Das Unternehmen hat bereits mehr als 200 seiner einst knapp 900 Arbeitskräfte entlassen. Bis zum Frühjahr wird der Abbau von weiteren 50 Arbeitsplätzen nicht ausgeschlossen. Die Galgenfrist für Trevira läuft. Sie wird nicht endlos sein. Für Laufaron hat der Insolvenzverwalter keinen Investor gefunden. Ende April ist dort endgültig Schluss. Der Betrieb mit seinen knapp 100 Beschäftigten war allerdings auch ein wichtiger Abnehmer der Unylon-Grundstoffe. Bisher lässt sich nicht endgültig abschätzen, welche Auswirkungen das Ende von Laufaron auf die Rettung von Unylon hat. Von Vorteil ist es auf keinen Fall, denn die beiden Firmen arbeiten unter einem Dach mit vernetzten technischen Anlagen. Der drohende Wegfall von Hunderten Textilarbeitsplätzen würde nicht nur für den Einzelhandel an der Neiße einen Kaufkraftverlust von rund sechs Millionen Euro pro Jahr bedeuten. Er bedeutet für die öffentlichen Kassen gleichzeitig einen drastischen Rückgang bei den Gewerbesteuereinnahmen und bei der Umlage für die Einkommensteuer. Gleichzeitig dürfte das Aus der Laufaron GmbH mittelfristig die Infrastrukturkosten für die verbleibenden Unternehmen im Gewerbegebiet Süd kräftig in die Höhe treiben. Denn die Ver- und Entsorgung werden teurer für den Einzelnen, wenn immer weniger Betriebe dafür bezahlen.
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