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Lausitzer Rundschau: Landrat-Direktwahl scheitert in vier Brandenburger Kreisen Demokratie wagen?

Cottbus (ots)

Ein Wahlslogan von Willy Brandt schaffte es Ende
der 60er-Jahre, die damals noch junge Bundesrepublik aufzurütteln. 
"Mehr Demokratie wagen" forderte der Sozialdemokrat von einer 
Gesellschaft, die nach Jahren der Diktatur und der langen 
Regentschaft Konrad Adenauers in Agonie erstarrt war. "Mehr 
Demokratie" war auch der Anspruch jener Politiker, die in den 
vergangenen Jahrzehnten die Direktwahl der Landräte einforderten und 
einführten. Als vorletztes Bundesland ist nun auch Brandenburg dieser
Forderung gefolgt - und damit ziemlich grandios gescheitert. In einem
einzigen Landkreis schaffte es ein Kandidat, die nötigen Stimmen von 
mindestens 15 Prozent aller Wahlberechtigten auf sich zu vereinigen. 
In vier weiteren Kreisen scheiterten die Kandidaten an der 
15-Prozent-Hürde.
Eine Überraschung? Nein. Die Erfahrungen anderer Bundesländer zeigen,
wie mühsam es ist, Menschen für die Wahl von Landräten zu 
mobilisieren. Schleswig-Holstein hat deshalb bereits das 
Direktwahlprinzip aufgegeben. Und auch in Sachsen, wo die Wahlen der 
Kreis-chefs an andere Urnengänge gekoppelt waren, rutschte die 
Beteiligung bis auf 25 Prozent.
Was sagen uns diese Zahlen? Haben die Menschen keine Lust mehr auf 
Demokratie? Sind sie zu faul, war der Termin ungünstig oder das 
Wetter zu schlecht?
Oder haben die Parteien in ihrer von strategischem Kalkül bestimmten 
Gedankenwelt überschätzt, welches Gewicht einem Kreischef zuzumessen 
ist? Die Kandidaten und ihre Parteien haben vielleicht eine Wahl 
verloren. Die Demokratie wird dadurch keinen Schaden nehmen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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