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Lausitzer Rundschau: Schatten der Vergangenheit Zur Lausitzer Linken und ihrem Verhältnis zur Stasi

Cottbus (ots)

Wer wissen will, warum sich die Partei Die Linke
mit dem Thema Staatssicherheit immer wieder so schwer tut, der muss 
zurzeit nur in den Oberspreewald-Lausitzkreis schauen. In der 
Auseinandersetzung um den stasiverstrickten 
Landtagsabgeordneten und langjährigen Kreisparteichef Gerd-Rüdiger 
Hoffmann wird der Riss sichtbar, der dabei durch die Parteibasis 
geht.
Auf der einen Seite sitzen viele alte Genossen, die nicht nur auf 
eine lange SED-Mitgliedschaft zurückblicken, sondern auch Funktionen 
im DDR-Staats- und Parteiapparat innehatten. Das Ministerium für 
Staatssicherheit gehörte damals für sie ganz selbstverständlich zu 
dem Staat, dem sie mit Überzeugung dienten. Dass die Stasi ein 
Unterdrückungsapparat der SED war, der das ganze Land mit Misstrauen 
durchtränkte, Andersdenkende verfolgte und kriminalisierte, weisen 
sie empört zurück. Ihre rückwärtsgewandte Logik sieht in jedem 
Angriff auf die Stasi einen Angriff auf die DDR und damit auf die 
eigene Biografie. So erklärt sich, dass sie frühere Zuträger des 
Geheimdienstes in den eigenen Reihen mit Verständnis und Nachsicht 
behandeln. Daran können auch Parteitagsbeschlüsse auf Bundesebene 
nichts ändern.
Bei den Linken gibt es inzwischen jedoch auch jüngere Mitglieder, von
denen viele der DDR und ihrem früheren Geheimdienst kritisch 
gegenüberstehen. Sie wollen unbelastet von den Schatten der 
Vergangenheit für linke Politik streiten. Die Biografien älterer 
Genossen können sie nicht ändern, aber sie fordern zu Recht einen 
ehrlichen Umgang damit ein. An der Diskussion um Gerd-Rüdiger 
Hoffmann wird diese Bruchlinie im Oberspreewald-Lausitzkreis erstmals
in der Region so deutlich.
Dass dieser Konflikt 20Jahre nach dem Ende von Stasi und DDR 
noch immer nicht beseitigt ist, zeigt, wie oberflächlich in der 
Partei bisher diese schmerzhafte Debatte geführt worden ist. 
Gerd-Rüdiger Hoffmanns Vergangenheit als IM "Schwalbe" stößt jetzt 
die Tür dazu auf, sich dieser Auseinandersetzung zu stellen. Der 
Kreisparteitag der Linken in Oberspreewald-Lausitz am Samstag in 
Senftenberg wird dabei die Weichen stellen. Mit der Wahl des neuen 
Vorstandes wird sich zeigen, ob vergangenheitskritische Kräfte 
Einfluss gewinnen oder nicht. Von Senftenberg könnte ein 
Aufbruchsignal ausgehen für die Linken in der ganzen Region.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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