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Lausitzer Rundschau: Demonstrativer Pazifismus Zur Aktion der Linkspartei bei der Afghanistan-Debatte

Cottbus (ots)

Die prinzipielle Weigerung, die Anwendung
militärischer Gewalt zuzulassen, das grundsätzliche pazifistische 
Bekenntnis also hat in Deutschland eine ehrenwerte Tradition. Hätte 
das Volk öfter auf die überzeugten Vertreter einer Politik ohne 
Waffen gehört, so wäre nicht nur diesem Land im letzten Jahrhundert 
viel Leid erspart worden. Auch bei der aktuellen Debatte um den 
Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr verdienen Pazifisten Respekt. Die 
demonstrative Ablehnung des Mandats in Afghanistan durch die 
Linkspartei, die sich gestern im Bundestag in Form einer plakativen 
Totenklage äußerte, kann sich allerdings nicht glaubwürdig genug auf 
diese guten Traditionen berufen. Sie kommt nicht aus den Lehren eines
Mahatma Gandhi oder Martin Luther King. Die sind den meisten 
Aktivisten und Anhängern dieser Partei eher fremd, und so mancher aus
ihren Reihen schließt Gewaltanwendung keinesfalls grundsätzlich aus.
Insofern war die gestrige Aktion dieser Volksvertreter, die dann zum 
Ausschluss aus dem Bundestag führte, weniger eine Überzeugungstat als
vielmehr ein Versuch, aus ganz anderen Motiven auf sich selbst 
aufmerksam zu machen. Das aber hilft dem berechtigten Anliegen, die 
Folgen des Krieges in Afghanistan ins Bewusstsein zu rücken, nicht.
Grundsätzlich allerdings ist es wichtig, dass im deutschen Parlament 
der ferne Tod gänzlich unschuldiger Menschen auf der Tagesordnung 
steht. Wenn infolge des Einsatzes deutscher Soldaten Kinder sterben, 
dann muss darüber gestritten werden. Grundsätzlich braucht ein Land, 
das Kriege führt, überzeugte Pazifisten. Denn sie vor allem stellen 
die unbequemen Fragen, die mit jedem Waffeneinsatz verbunden sind. Im
Bundestag gibt es parteiübergreifend Abgeordnete, die sich solchen 
Fragen stellen und es gibt sie selbst in den Reihen der 
Regierungskoalition. Auch deswegen war die gestrige Demonstration 
linksparteilicher Geschlossenheit in der Sache wenig hilfreich. Sie 
zieht schon in der Wahl des Protestes Grenzen, wo sie besser Brücken 
hätte bauen sollen. Demonstrativer Pazifismus sieht  anders aus. Er 
ist zwar entschieden in seiner Ablehnung, lädt aber vor allem zum 
Nachdenken und  Mitmachen ein. Er will nicht recht haben und 
behalten, er weiß, dass auch der Abschied von der Gewalt schmerzliche
und schwerwiegende Folgen haben kann. Demonstrativer Pazifismus 
versucht zu versöhnen, anstatt zu spalten.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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