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Lausitzer Rundschau: Das Leid ist hier Flut von Missbrauchsfällen erschüttert das Land

Cottbus (ots)

Es vergeht kein Tag, an dem nicht neue Fälle von
Kindesmissbrauch an die Öffentlichkeit dringen. Die katholische 
Kirche, ihre Internate und Jugendeinrichtungen entpuppten sich als 
Sammelbecken von kriminellen Männern, die in diesen abgeschotteten 
Milieus ihre pädophilen Neigungen ausleben konnten. "Klar, die 
Katholiken haben da so ihre ganz speziellen Probleme", sagten auch in
der Lausitz viele Menschen. Das schadet zwar der Kirche - sie hat 
nach jüngsten Meinungsumfragen massiv an Vertrauen in der Bevölkerung
verloren - in der Region aber scheint das Thema nur wenige Menschen 
zu bewegen. Weil es hier nur wenige kirchlich gebundene 
Kindereinrichtungen gibt? Oder weil es schwer fällt, über eigene 
Verantwortung nachzudenken?
Der Kanutrainer aus Cottbus, der über Jahre hinweg seine 
Sportlerinnen missbrauchte. Der Landrat, der wegen Besitzes von 
Kinderpornografie verurteilt wurde. Der Gubener Stadtverordnete, der 
sich an seiner Stieftochter verging. All das sind Fälle, die sich 
hier und heute in unserer Nachbarschaft abspielen. Die 
Kriminalstatistik in Brandenburg verzeichnet jährlich um die 500 
Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, in 
Sachsen sind es rund 950, bundesweit rund 14800 Fälle. Vor 
dem Landgericht Cottbus müssen sich pro Jahr 25 Angeklagte für 
sexuellen Missbrauch, sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung von 
Kindern verantworten.
Missbrauch reicht tief in alle Bereiche der Gesellschaft hinein. Er 
findet statt in unserer Region, ganz in der Nähe unserer Kinder. 
Darüber muss geredet werden. Nicht, um mit dem Finger auf andere, 
weit entfernte Schuldige zu zeigen. Sondern um hier vor Ort das Leben
für Kinder und Jugendliche zu verbessern.
Die erste Pflicht, der wir uns dabei stellen müssen, ist die des 
Zuhörens. Kinder brauchen Zeit, Aufmerksamkeit und Respekt. Wer ihnen
gegenüber ehrlich ist, der kann darauf hoffen, dass sie ihm im 
Notfall vertrauen. Wer akzeptiert, dass das eigene Kind der 
Urgroßtante keinen Kuss geben will, darf hoffen, dass das Kind auch 
im Ernstfall laut genug Nein sagen kann. Wer selbst den Mut hat, 
Konflikte innerhalb der Familie offen anzusprechen, der kann darauf 
vertrauen, dass Töchter und Söhne ihre "unguten Gefühle" beim 
Gedanken ans nächste Sporttraining offen ansprechen.
Wenn Erwachsene die Kinder in ihrer Umgebung ernst nehmen, können sie
sie schützen. Solange aber Kindersorgen "kleine Sorgen" bleiben, 
werden neue Gesetze und härtere Strafen nur bedingt helfen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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