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Lausitzer Rundschau: Die Weichenstellung Vor 20 Jahren erste freie DDR-Volkskammerwahl

Cottbus (ots)

Es war ein großer Tag der deutschen Geschichte,
jener 18.März vor zwanzig Jahren, an dem überall in der DDR 
die Menschen zum letzten Mal und gleichzeitig zum ersten Mal als 
freie Bürger an die Wahlurnen strömten. Welche Bedeutung damals 
dieser Tag hatte, lässt sich an der Wahlbeteiligung von 
93Prozent ablesen - ein Wert, von dem die Demokratie träumt. 
Aber die Besonderheit dieses Tages ermisst sich nicht nur an solchen 
Rekorden oder der Tatsache, dass damit endlich seit Jahrzehnten 
wieder in ganz Deutschland das Volk seine Vertreter selbst bestimmte.
Der 18.März war ein Tag entscheidender Weichenstellungen. Mit
dem nicht völlig überraschenden, in der Höhe aber nicht erwarteten 
Sieg der um den westdeutschen Bundeskanzler Helmut Kohl gescharten 
Allianz für Deutschland verabschiedeten sich die bis dahin von der 
SED beherrschten Menschen von der Vorstellung, es könne im Osten so 
etwas wie einen eigenen Weg geben. Die Wahl war nicht nur ein Votum 
für eine zügige Vereinigung, sondern auch ein Bekenntnis zur 
weitgehenden Übernahme der politischen wie ökonomischen Ordnung der 
alten Bundesrepublik. So mancher will dies heute nicht mehr 
wahrhaben, aber der Osten verlangte mit einer klaren Mehrheit den 
radikalen Abschied von der DDR. Die Weichenstellung hatte im Übrigen 
weitreichende Folgewirkungen auch für die alte Bundesrepublik. Mit 
dem Sieg seiner Verbündeten gelang es Helmut Kohl, seine 
Kanzlerschaft um weitere acht Jahre zu verlängern. Die neue 
Volkskammer war die Voraussetzung für seinen Weg zur Vereinigung. Aus
dem umstrittenen Bonner Regierungschef wurde an jenem Tag eine 
nationale Gestalt von besonderer Größe. Vielen von denen, die mit 
ihrem Mut überhaupt erst die Freiheit erkämpft hatten, wurde dagegen 
der Tag zur traurigen Zäsur. Sie erlebten an den Urnen ein Debakel 
und brauchten einige Zeit, dies zu verkraften.
Da mag es heute die eine oder andere Bürgerrechtlerin trösten, dass 
damit auch der Aufstieg der ersten Frau an die Spitze des Landes 
begann. Was es allerdings auch in die Erinnerung zu rufen gilt: Mit 
der freien Wahl kommt auch die Verantwortung. Die Folgen der 
Weichenstellung jener Entscheidung kann man nicht abschieben. Sie 
sind ein notwendiger Ausdruck der Risiken, die die ersehnte Freiheit 
birgt.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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