Lausitzer Rundschau: Verbraucherministerin will mehr Datenschutz von Facebook /Aigner zeigt Profil
Cottbus (ots)
Angesichts der vorösterlichen Spritpreise wird so mancher Wähler nicht verstehen, warum sich Verbraucherministerin Ilse Aigner jetzt erneut als Kritikerin der Internet-Giganten profiliert. Aber ihre Fragen zu den Geschäftspraktiken von Facebook, dem inzwischen auch von vielen Deutschen intensiv genutzten Web-Netzwerk, zeigen, dass die CSU-Politikerin die richtigen Prioritäten setzt. Denn die Möglichkeiten der Firmen, deren Internet-Seiten tagtäglich zig-millionen-fach genutzt werden, können zu einer viel größeren Bedrohung werden als alles, was wir bisher an Machtmissbrauch von Konzernen erlebt haben. Insbesondere jüngere Menschen offenbaren inzwischen Freunden und Bekannten einen Großteil ihres Privatlebens per Mausklick. Kaum jemand denkt dabei daran, dass dieser Mitteilungsdrang gespeichert wird, ausgewertet und vor allem verwertet werden kann. Für Informationen beispielsweise, die etwas über die Vorlieben und Abneigungen von Nutzern aussagen, würde so mancher Marketing-Stratege viel Geld ausgeben. Aigner, die selbst gut zu Hause ist in den neuen Internet-Welten, kennt nicht nur diese Gefahren, sondern hat sie auch zu einem Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit werden lassen. Sie ist damit tatsächlich ganz auf der Höhe der Zeit. Ob sie aber in ihrem Bemühen erfolgreich sein wird, hängt von ihr allein nicht ab. Um die Geschäftspraktiken der Großen der Branche hinreichend transparent und nutzerfreundlich zu gestalten, bedarf es zum einen einer gemeinsamen Anstrengung aller EU-Staaten und zum anderen einer vertieften Aufklärung bei den Nutzern. Viele von ihnen sind zwar juristisch noch nicht geschäftsfähig, werden aber eines Tages als weltweit allzu gut Bekannte in ihr Erwachsenenleben starten. Aigner jedenfalls verdient mit ihrer Politik Unterstützung. Und die sollte sie auch von denen bekommen, die bislang das Vorurteil pflegten, die CSU sei ein vormoderner Verein. Die Christsoziale aus Oberbayern ist mit ihren Aktivitäten zum Internet der überzeugende Beweis des Gegenteils. Denn ihre Initiativen haben nicht das Geringste mit Zensur oder sonstiger staatlicher Bevormundung zu tun. Sie sind vielmehr eine Notwendigkeit bei dem Versuch, technologischen Fortschritt und die Selbstbestimmung freier Menschen miteinander zu vereinbaren.
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