Lausitzer Rundschau: Freude verflogen Papst Benedikt XVI. ist seit fünf Jahren im Amt
Cottbus (ots)
Auf Malta herrscht Jubel. Papst Benedikt XVI. ist zu Besuch auf der alten Festungsinsel im Mittelmeer. Und beim Anschauen der Fernsehbilder werden alte Erinnerungen lebendig: An den Kölner Weltjugendtag, als die Jugendlichen von den Kölner Rheinwiesen aus dem auf einem Schiff vorbeifahrenden Papst frenetisch zujubelten. Es scheint, als sei seitdem eine Ewigkeit vergangen. Längst schon ist die Freude über den Papst aus Deutschland verflogen. Längst schon sind wir nicht mehr Papst. Dem kollektiven Besuch auf Wolke Sieben folgte der ebenso kollektive Aufprall auf dem Boden der Realität. Denn auch wenn Papst Benedikt XVI. durchaus vom zweiten Vatikanischen Konzil geprägt wurde: Ein Liberaler war er nie. Die Annäherungen an die Traditionalisten, der Streit um die Karfreitagsfürbitte, das lange Schweigen im Missbrauchsskandal. Seiner Kirche hat der Deutsche das Leben in den letzten Jahren nicht leicht gemacht. Doch als scharfer Analytiker und genauer Denker setzte Papst Benedikt XVI. wahre Meilensteine. Dazu gehören vor allem seine drei Enzykliken und nicht zuletzt sein Jesus-Buch, mit dem Benedikt XVI. selbst unter Atheisten für Furore sorgte. Seine Schriften offenbaren die Gedankenwelt eines Intellektuellen, der von einem tiefen persönlichen Glauben getragen wird, und mit Sorge den zuweilen ungezügelten Kapitalismus und den Machbarkeitswahn der Moderne sieht. Seine Rezepte heißen Tradition und Verlässlichkeit. Und für einen Augenblick des Atemholens in einer Welt des "immer höher, immer schneller, immer weiter" ist dieses Modell genau das Richtige. Langfristig wird die katholische Kirche davon profitieren, dass der Papst ein Konservativer ist.
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