All Stories
Follow
Subscribe to Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: Eine Lanze gegen die Vernunft Was Ballacks WM-Aus für Deutschland bedeutet

Cottbus (ots)

Die Nachricht des Tages bestand am Montagvormittag aus drei Worten: "WM ohne Ballack". Das war garantiert die am meisten gebrauchte Formulierung in Telefonaten, E-Mails, SMS-Nachrichten, Twitter-Beiträgen oder in Internetforen bundesweit. Da war plötzlich der schwache Euro nebensächlich, die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko irgendwie viel zu weit weg. Der Mann, der Deutschlands Hoffnungen in Südafrika bis zum WM-Titel tragen sollte, fehlt. Verletzt am Knöchel, durch ein brutales Foul des ehemaligen DFB-Spielers Kevin-Prince Boateng, der in Südafrika allerdings für Deutschlands Gruppengegner Ghana auflaufen wird. Hat er unseren Ballack etwa mit Absicht umgelegt? Und wer soll den "Capitano" ersetzen? Schweinsteiger oder gar Frings? Fragen, die am Montagmittag allerdings schnell in die zweite Reihe gedrängt wurden. Typisch deutsch wurde auch in der RUNDSCHAU-Redaktion erst einmal etwas Grundsätzliches diskutiert: Ist Ballacks Ausfall wirklich Eilmeldungen und Sondersendungen wert? Ist der gefühlte nationale Notstand nicht vielmehr eine allgemeine Ausblendung dessen, was wirklich zählt? Schnell spalteten sich Nation und Redaktion in zwei Lager. Das eine - wohl eher nüchtern und vernünftig - beförderte schnell den Euro und das Öl zurück nach oben auf die Prioritätenliste. Im Gegensatz zum Schicksal des verstorbenen Torhüters Robert Enke wurde Ballacks Knöchel von einigen rigorosen Vertretern dieser nüchternen Vernunft sogar auf Höhe des umgefallenen Sackes Reis in China positioniert. Das andere Lager hingegen - wichtigstes Merkmal ist vermutlich die von Vernunft ungetrübte Emotionalität - leidet hingegen mit Ballack und dem hiesigen Fußball. Es passiert schließlich nicht alle Tage, dass der beste deutsche Fußballer des Jahrzehnts vorzeitig um seine mögliche Krönung gebracht wird. Tragischer für die Fans hierzulande ist allerdings, dass durch Ballacks Ausfall die deutschen Titel-Chancen rapide sinken. Er ist seit Jahren das Herzstück dieser Mannschaft - wenn man ehrlich ist, sogar der einzige echte Weltstar in den deutschen Reihen. Weil Nationaltorhüter René Adler - in den entscheidenden Qualifikationsspielen die Rückversicherung für die Löw-Elf - zuvor ja auch schon verletzt absagen musste, geht die deutsche Mannschaft jetzt also ohne Herz und ohne Rückgrat ins Turnier. Das ist so, als wenn Weltmeister Italien 2006 ohne Andrea Pirlo und Gianluigi Buffon angereist wäre. Oder Europameister Spanien 2008 auf Xavi und Iker Casillas hätte verzichten müssen. Um mal eine Lanze gegen die Vernunft zu brechen: Alles andere als der gefühlte nationale Notstand wäre dort doch dann fast Vaterlandsverrat gewesen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original content of: Lausitzer Rundschau, transmitted by news aktuell

More stories: Lausitzer Rundschau
More stories: Lausitzer Rundschau
  • 16.05.2010 – 19:26

    Lausitzer Rundschau: Zum Ökumenischen Kirchentag in München

    Cottbus (ots) - Der ökumenische Fortschritt ist gering. Beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag hat es in der Frage des gemeinsamen Abendmahls von Protestanten und Katholiken keine Fortschritte gegeben. Mehr als die ökumenische Ungeduld der Gläubigen war an der Isar nicht zu sehen. Allerdings hat es mit der stärkeren Einbindung orthodoxer Christen in die deutsche ...

  • 16.05.2010 – 19:24

    Lausitzer Rundschau: Investitionszuschuss als Hilfe gegen Ärztemangel

    Cottbus (ots) - Wer sich als Allgemeinmediziner, Augenarzt oder Orthopäde entschließt, eine eigene Praxis aufzumachen, kann es sich in großen Teilen der Bundesrepublik aussuchen, wo er hingehen will. In ländlichen Gebieten und Kleinstädten, besonders im Osten, suchen viele ältere Ärzte dringend einen Nachfolger, oder sind Praxen schon geschlossen. Denn den ...

  • 16.05.2010 – 19:23

    Lausitzer Rundschau: Linke wählt mit Lötzsch und Ernst neue Parteiführung

    Cottbus (ots) - Oskar Lafontaine kann zufrieden sein. Mit einer fulminanten Abschiedsrede hat er seinen Linken noch einmal eindrucksvoll vor Augen geführt, was ihnen künftig fehlen wird: ein personifiziertes Markenzeichen, ohne das es wohl nie zur erfolgreichsten Parteineugründung der jüngeren deutschen Geschichte gekommen wäre - einerseits. Andererseits hat der ...