Lausitzer Rundschau: Fast jeder fünfte Deutsche würde Sarrazin-Partei wählen
Cottbus (ots)
Es wird niemandem mehr nützen, wenn jetzt mit Tilo Sarrazin der Mann kaltgestellt werden soll, der endlich das Problem der missratenen Integration vieler Nachkommen von Einwanderern zum großen Thema gemacht hat. Denn was immer man ansonsten von den Behauptungen und Schlussfolgerungen des bei der Bundesbank untergekommenen SPD-Politikers halten mag, er hat etwas angesprochen, was insbesondere in den Großstädten der Bundesrepublik seit Jahren für Aufregung sorgt. Wer jemals eine dieser Gruppen von jungen Männern erlebt hat, die sich in Bussen oder Bahnen ungestraft das Recht des Stärkeren herausnehmen, wer die erschreckenden Statistiken über die Kriminalitätsbelastung und die abgebrochenen Ausbildungsversuche von Einwanderer-Kindern kennt, der fragt sich, warum es erst des Buches von Herrn Sarrazin bedurfte, um die Politik hinreichend zu alarmieren. Und er wird dann auch besser verstehen, dass viele, viele Menschen es befremdlich finden, mit welchem Aufwand jetzt gegen diesen Mann vorgegangen wird. Dann, wenn im Alltag dieser Menschen praktische Hilfe nötig wäre gegen Zumutungen, die von genau dieser fehlgeschlagenen Integration herrühren, ist keine Bundeskanzlerin und kein Bundespräsident zur Stelle. Sicher sorgt Sarrazin mit einigen seiner Thesen für überflüssige Verwirrung. Es gibt bei Zuwanderern genau so wenig den Fluch eines schlechten genetischen Erbes, wie es bei Juden nicht per Geburt eine gewisse Schläue gibt. Und aus Gutem, historisch gerade in Deutschland nachvollziehbarem Grund macht unsere Verfassung die Menschenwürde nicht von den Genen abhängig, sondern spricht sie allen, unabhängig von Herkunft und Staatsangehörigkeit gleichermaßen zu. Aber damit ist kein Freibrief für die Entwicklung einer Subkultur verbunden, die ihrerseits ein Angriff auf diese Menschenwürde ist und zu der die Politik viel zu lange geschwiegen hat. Einwanderung darf im Gefühl der Menschen nicht in Landnahme ausarten. Respekt vor einer anderen Kultur und Religion endet dort, wo Einwanderer zentrale Werte unserer Zivilisation infrage stellen. Die Berufung auf den Islam legitimiert nicht Intoleranz und Gewaltbereitschaft gegenüber Andersgläubigen. Wer nun glaubt, diese Selbstverständlichkeiten würden von der Politik auch durchgesetzt, der lebt fernab der sozialen Brennpunkte. Denn dort wird Tag für Tag darum gekämpft. Und deswegen ist manches an dem Beifall, den Sarazzin bekommt, durchaus zu verstehen. Dass er darüber hinaus auch in Gegenden Zuspruch erhält, in denen sich kaum Einwanderer finden, steht freilich auf einem ganz anderen Blatt.
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