Lausitzer Rundschau: Fachlich stümperhaft Zur Debatte über Mängel bei der Bundeswehr-Reform
Cottbus (ots)
Ja, es gibt Wichtigeres als die Plagiatsaffäre von Karl-Theodor zu Guttenberg. Das ist sein ureigenster Aufgabenbereich, die Bundeswehr. Bislang haben Guttenbergs politische Anhänger erfolgreich die Auffassung genährt, dass der Adelsspross zwar einen miserablen Doktor abgibt, aber dafür einen umso besseren Verteidigungsminister. Doch diese Haltelinie droht nun ebenfalls zu zerfasern. Es zeigt sich nämlich immer mehr, dass die Bundeswehrreform mit heißer Nadel gestrickt ist. Die Liste der ungeklärten Fragen fängt bei der Finanzierung des Truppenumbaus an und hört bei der Nachwuchsgewinnung noch lange nicht auf. Sogar im Kanzleramt herrscht Unmut über Guttenbergs Reform-Management: Des Ministers Vorschläge böten nur eine "sehr rudimentäre und unausgewogene Grundlage" für die Neuordnung der Streitkräfte, heißt es in einer Expertise aus Angela Merkels Machtzentrale. Im Klartext: Hier ist viel handwerkliche Stümperhaftigkeit im Spiel. Wer sich vor Augen hält, dass der Minister nun mit einer hastigen Anzeigenkampagne jene personellen Lücken zu füllen sucht, die durch die Abschaffung der Wehrpflicht entstehen, wird diesen Eindruck schwerlich entkräften können. Noch schlimmer wiegt die Tatsache, dass die strategischen Ziele der militärischen Neuausrichtung weiter im Dunkel liegen. Bislang hat Guttenberg das Schrumpfen der Truppe nur mit dem allgemeinen Sparzwang begründet. Und selbst das könnte sich noch als Windei entpuppen, denn eine Berufsarmee ist nicht zum Nulltarif zu haben. Solche Herausforderungen zu meistern, verlangt dann auch deutlich mehr politische Qualität, als sich von einem offensichtlich erschlichenen Doktortitel zu distanzieren.
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