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Lausitzer Rundschau: Sündenböcke helfen nicht Zu Plänen zur Zerschlagung von Ratingagenturen

Cottbus (ots)

Die Ratingagenturen, die die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens oder einer öffentlichen Körperschaft bewerten, haben in der Vergangenheit vielfach eklatant versagt und sie sind mit verantwortlich dafür, dass die Schuldenkrise einiger Staaten zu einer globalen Wirtschaftskrise wird. Diese Agenturen, die ihre Ergebnisse kostenfrei anbieten, sich aber von denen bezahlen lassen, deren Kreditwürdigkeit sie feststellen sollen, sind tatsächlich Einrichtungen, die genau das selbst praktizieren, was sie bei anderen verhindern sollen: mangelnde Bereitschaft, eigene Fehler einzugestehen und daraus die Verantwortung zu übernehmen. Insofern ist der Vorstoß der EU-Justizkommissarin Viviane Reding, berechtigt, die drei führenden, marktbeherrschenden Agenturen, die in den USA sitzen, an die Leine zu nehmen. Aber dieser Vorstoß ist gleichzeitig auch ein Eingeständnis einer ganzen Kette von Fehlern, mit denen die Europäische Union ihre Instrumente der Kontrolle der Finanzmärkte ausgestattet hat. Denn diese Instrumente wie beispielsweise die unter dem Stichwort Basel stets verschärften Auflagen an Kreditnehmer haben die Bedeutung der Ratingagenturen ausdrücklich vergrößert. Und mit den halbherzigen, teilweise auch widersprüchlichen Versuchen zur Rettung der Zahlungsfähigkeit einiger Euro-Länder haben die wichtigsten EU-Länder die Tür weit aufgestoßen für die verhängnisvolle Rolle, die derzeit die Agenturen spielen. Denn mit der ihnen eigenen Logik verstärken die Agenturen die Spekulationswellen, in denen die Finanzwelt auf satte Gewinne setzt und treiben die Kosten für die Refinanzierung der Verbindlichkeiten von Ländern wie beispielsweise Griechenland in eine atemberaubende Höhe. Die zahlungskräftigen Staaten der EU, die einerseits durch die Verträge daran gehindert sind, gesamtschuldnerisch alle Verbindlichkeiten von angeschlagenen Mitgliedern abzusichern, andererseits aber eine Zerstückelung der Euro-Zone nicht hinnehmen will, stecken in einer Zwickmühle, aus der sie mit Maßnahmen gegen die Agenturen nicht herauskommen werden. Denn die Rettung des Euro wird ein Akt, bei dem die jetzt als Sündenböcke fungierenden Agenturen nur noch eine Nebenrolle spielen. Die milliardenschweren Spekulationsfonds haben die fundamentalen Schwächen der europäischen Gemeinschaftswährung längst erkannt. Sie brauchen für ihre Transaktionen auch gar keine schlechten Ratings mehr - wie die jüngsten Wetten der Hedge-Fonds-Manager auf Gewinne mit den Problemen Italiens beweisen.

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