Lausitzer Rundschau: Jeder Tag zählt Zahl der Organspenden dramatisch gesunken
Cottbus (ots)
Etwa drei sinnlos gestorbene Bundesbürger pro Tag, mehr als tausend pro Jahr - Politik und Medien überschlagen sich normalerweise bei solchen Daten. Nicht so beim Versagen des deutschen Systems der Organspende. Noch immer warten 12 000 Patienten sehnsüchtig auf Hilfe, viele vergeblich. Die vergleichsweise hohen Spenderzahlen im vergangenen Jahr waren offenbar nur dem prominenten Fall der Eheleute Steinmeier geschuldet. Jetzt gehen die Zahlen nach aktuellen Meldungen wieder zurück. Das Problem liegt im deutschen System der "erweiterten Zustimmungslösung", wonach ein möglicher Spender sich zu Lebzeiten einen Spenderausweis besorgen muss, was nur wenige tun, oder nach dem Tod die Angehörigen zustimmen sollen, was viele nicht wollen.
Seit fast einem Jahr liegen konsensfähige Lösungsvorschläge auf dem Tisch, die das System zwar nicht total umkehren hin zu einer Widerspruchslösung, aber von jedem Deutschen irgendwann einmal und irgendwo eine Erklärung verlangen. Die Umsetzung ist nicht einfach, es geht um viele rechtliche und praktische Details, bis hin zu der Frage, wo diese Organspende-Erklärung dokumentiert wird. Aber dass schon jetzt wegen der Terminabläufe ein Inkrafttreten einer möglichen Reform ab Anfang 2012 nicht mehr erreicht werden kann, ist schwer erträglich. Erst recht wenn man bedenkt, dass es nach einem Beschluss noch lange dauern wird, ehe jeder Bundesbürger sich entschieden hat und sich die Lage dann nachhaltig verbessert. Wer jetzt an der Dialyse ist und auf eine Niere wartet, für den zählt jeder Tag. Das sollte es endlich auch für die Gesundheitspolitiker.
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