Lausitzer Rundschau: Volles Risiko Griechen sollen über Rettungspaket abstimmen
Cottbus (ots)
Soll man den griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou dafür schelten, dass er sein Volk über das jüngste internationale Hilfsprogramm für Athen abstimmen lassen will? Nein, das wäre sehr vermessen. Schon allein, weil es sich um das Mutterland der Demokratie handelt. Klar muss allerdings auch sein, dass der Regierungschef damit ein hohes Risiko eingeht. Sagen die Hellenen mehrheitlich "Nein", haben sich die höchst unpopulären Sparauflagen erledigt, aber eben auch die milliardenschweren Finanzspritzen aus Brüssel. Ohne das eine ist das andere nicht zu haben. Dazwischen kann es keinen politischen Weg geben. Letztlich stimmen die Griechen also über den Verbleib in der Euro-Zone ab. Insofern ist längst noch nicht ausgemacht, dass die Sache schief läuft. Auch den größten Kritikern der Sparmaßnahmen müsste klar sein, dass ihr Land ohne weitere Hilfen von der EU bankrott wäre. Mit allen heute noch unübersehbaren Konsequenzen für Europa - und für die Griechen selbst. Für diese Einsicht wird Papandreou allerdings noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Und nicht nur er. Auch die deutsche Kanzlerin hat es in der Hand, ein "Ja" der Hellenen zu befördern. Indem Angela Merkel an die Verantwortung der konservativen Opposition in Griechenland appelliert, die den Schlammassel maßgeblich verursacht hat, aber nun scheinbar nichts mehr davon wissen will. Papandreou muss sich freilich fragen lassen, warum er die Volksabstimmung nicht schon in der vergangenen Woche angekündigt hat, als das Hilfspaket unter großen Mühen beim EU-Krisengipfel geschnürt wurde. Die massive Verunsicherung, politisch wie fiskalisch, ist nun mit einem Schlag wieder zurückgekehrt.
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