Lausitzer Rundschau: Abgang ohne Glanz Lötzsch gibt Vorsitz bei den Linken auf
Cottbus (ots)
Zweifellos ist es aller Ehren wert, wenn Politiker aus familiären Gründen kürzer treten. Ein Denkmal wird die Linkspartei trotzdem nicht für ihre nunmehr Ex-Vorsitzende Gesine Lötzsch errichten. Im Gegenteil. Das politische Geschäft ist gnadenlos. Und so mögen viele ihren Rückzug vom Co-Chefsessel als Erleichterung empfunden haben. Schließlich hat die Linke allerhand Probleme am Hals. Innerparteiliche Grabenkämpfe, Mitgliederschwund, empfindliche Wahlniederlagen und natürlich die Führungsdiskussion. Lötzsch war nie die Lösung, sondern immer ein Teil der Probleme. Wo Führungsfähigkeit gefragt war, tauchte sie gemeinsam mit ihrem Co-Vorsitzenden Klaus Ernst ab. Zündende Ideen blieben Mangelware. Stattdessen verzettelte sich Lötzsch in fruchtlosen Debatten über den Kommunismus oder bot Angriffsfläche als Bewunderin des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro. Sei's drum. Lötzschs Entschluss eröffnet der Linken zumindest die Chance, sich an der Spitze ohne größere persönliche Verletzungen neu zu sortieren. Ihre abermalige Kandidatur, die sie ja zum Entsetzen vieler Parteigänger schon vor Monaten angekündigt hatte, wäre jedenfalls auf einen unappetitlichen Machtkampf hinausgelaufen, an dessen Ende sie womöglich sogar triumphiert hätte. Die Probleme der Partei hätte das aber nur noch vergrößert. Unter wahltaktischen Gesichtspunkten kommt Lötzschs Abgang sicher zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Bei den bevorstehenden Voten in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen muss die Linke um ihren Wiedereinzug in die Parlamente bangen. Mit der nun unweigerlich neu aufflammenden Personaldiskussion dürfte sich der allgemeine Eindruck erhärten, dass die Linke der Selbstbeschäftigung den Vorzug gibt, anstatt sich mit realistischen Konzepten um die Sorgen und Nöte vieler Menschen zu kümmern. Wer soll so eine Partei wählen? Zumal der Protest inzwischen auch in der Piratenpartei eine feste Burg hat. Auch dieser Umstand macht die Linke nach derzeitigem Stand eher zu einem Auslaufmodell. Nur ein Politiker könnte ihren Bedeutungsschwund aufhalten: Oskar Lafontaine. Der innerparteiliche Druck, noch einmal als Parteichef das Ruder zu übernehmen, war schon nach dem vergleichsweise guten Abschneiden bei der Saarland-Wahl zu spüren. Gehen die Urnengänge in Kiel und Düsseldorf schief, dürfte der Ruf nach Lafontaine noch lauter werden. Genau darin liegt allerdings auch die Tragik der Linkspartei: Weil sich revolutionäre Spinner, Marxisten, Altkommunisten und Pragmatiker unversöhnlich gegenüber stehen, ist ein Generationswechsel an der Parteispitze kaum in Sicht. Mit seiner Prominenz mag Lafontaine diesen Makel überdecken. Aber nachhaltig geholfen ist den Linken damit nicht.
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