Lausitzer Rundschau: Salomonische Lösung Zum Streit über rituelle Beschneidungen
Cottbus (ots)
Für die jüdischen Gemeinden ist es existenzbedrohend. Wenn das Kölner Beschneidungsurteil Bestand hat, wird die im Judentum vorgeschriebene rituelle Beschneidung in Deutschland nicht mehr möglich sein. Eltern, die ihre Kinder entsprechend der Religion ihrer Ahnen aufwachsen lassen wollen, werden für die Beschneidung ins Ausland gehen müssen - oder sie unter dubiosen Umständen illegal vollziehen lassen. Doch im Fall der Beschneidung kollidieren Grundrechte. Das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit ist nicht einfach so zur Seite zu wischen. Denn eine Beschneidung kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Das Kölner Urteil stellt daher die Frage: Wie weit geht die Religionsfreiheit? Eine sorgfältige Abwägung ist hier auf jeden Fall erforderlich. Doch der säkulare Staat kann keiner Religion vorschreiben, wie sie ihre Rituale zu organisieren hat. Weder den Christen, noch den Buddhisten, den Muslimen oder Juden. Es wäre daher eine salomonische Lösung, bliebe die Beschneidung zwar verboten, aber straffrei. Ähnlich, wie es heute schon für Abtreibungen gilt. Denn bei aller Aufregung um den Kölner Fall: Beschneidungen von Jungen werden seit 2000 Jahren rund um den Globus praktiziert. Und dass sie medizinisch große Folgeschäden mit sich führten, hat man bislang nicht gehört.
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