Lausitzer Rundschau: Vier gewinnt nicht immer Die deutsche Nationalmannschaft eilt von einem Trauma zum nächsten
Cottbus (ots)
Von wegen "Vier gewinnt"! Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat mit dem 4:4 gegen Schweden ein Spiel für die Geschichtsbücher abgeliefert - leider. Weil sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw leider für die famose Leistung einschließlich der 4:0-Führung nach einer Stunde nicht belohnt hat. Und weil damit leider auch keine Ruhe rund um die DFB-Elf und ihren Trainer einkehren wird. Muss man sich also ernsthafte Sorgen um diese Mannschaft machen? Eine Mannschaft, die uns oft mit modernem Offensiv-Fußball begeistert. Die Schweden am Mittwoch "fußballerisch misshandelt" hat, wie es Marc Andre Kruska vom FC Energie Cottbus am Tag danach mit deutlichen Worten zusammenfasste. Ja, um diese Mannschaft sollte man sich Sorgen machen! Weil zu ihr eben auch dazugehört, dass sie stets die endgültige Krönung verpasst. Sie läuft nach wie vor einem Titel hinterher. Seit der WM 2006 stand das DFB-Team bei jedem Turnier mindestens im Halbfinale, schaffte aber nie den letzten Schritt nach ganz oben. Die aktuelle Generation um Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger musste schon mehr Traumata verarbeiten als viele Profis während ihrer gesamten Karriere. Das jüngste Trauma, die Halbfinal-Niederlage bei der EM gegen Italien, hat tiefe Spuren hinterlassen. Auch Bundestrainer Löw bläst der Wind nicht zuletzt wegen seiner Aufstellungs-Experimente kräftig ins Gesicht. Und nun also dieses 4:4 gegen Schweden. Schon wieder so ein Trauma, das es zu verarbeiten gilt. Klar, manches Fußballspiel wird durch eine einzige Aktion entschieden. Zwischen Sieg oder Niederlage liegen manchmal nur Zentimeter. Und doch hat dieses 4:4 erneut erbarmungslos ein zentrales Problem dieser Mannschaft deutlich gemacht: Sie besitzt zwar viele überragende Fußballer in ihren Reihen, die noch besser werden, wenn es gut läuft. Sie hat aber zu wenige Führungsspieler, die das Team stabilisieren, wenn es mal schlecht läuft. Sami Khedira, der diese Führungsqualitäten bei Real Madrid erworben hat, war gegen Schweden verletzt. Und Schweinsteiger ist nach dem verschossenen Elfmeter im Champions-League-Finale gegen Chelsea noch mit der persönlichen Selbstfindung befasst. Die nächsten Jahre und speziell die WM 2014 in Brasilien werden zeigen, ob die deutsche Mannschaft an diesen Traumata kaputtgeht oder daran wächst. In jedem Fall dürfte das teaminterne Wut-Potenzial nach dem 4:4 gegen Schweden weiter gestiegen sein. Löw und seine Mannschaft müssen verdammt viel Lehrgeld zahlen. Zu wünschen ist, dass es dafür endlich bald eine Rendite gibt.
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