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Lausitzer Rundschau: Die kluge Wählerbotschaft - Tschechen können zwischen Schwarzenberg und Zeman entscheiden

Cottbus (ots)

Die Bürger in Tschechien haben bei der ersten Direktwahl ihres Präsidenten ein Fest der Demokratie gefeiert. Nicht nur, dass die Beteiligung mit rund 60 Prozent auf einem deutlich höheren Niveau lag als erwartet. Vor allem stellten die Wähler die Prognosen auf den Kopf. Sie bewiesen damit einen reifen politischen Eigensinn. Und es könnte sogar noch besser kommen, denn in der ersten Runde fiel keine Entscheidung. In einer Stichwahl stehen sich mit dem aristokratisch-konservativen Außenminister Karel Fürst zu Schwarzenberg und dem linken Querdenker Milos Zeman zwei ausgesprochen charismatische Politiker gegenüber. Der ursprünglich favorisierte parteilose Ex-Premier Jan Fischer fiel durch. Dabei war gerade er es, der als personifizierter Gegenentwurf zum unbeliebten scheidenden Staatschef Vaclav Klaus galt. Dennoch erteilten die Tschechen Fischer eine Absage. Stattdessen fuhr der mal grantelnde, mal gemütlich Pfeife rauchende Fürst zu Schwarzenberg mit 23,4 Prozent fast dreimal so viele Stimmen ein wie vorhergesagt. Der 75-Jährige Schwarzenberg steht vor allem für eine proeuropäische Ausrichtung. Die kluge Botschaft der Wähler war damit klar: Wir wollen einen dezidiert politischen Präsidenten auf der Prager Burg, aber keinen Egomanen. Jubeln dürfen über das Demokratie-Fest in Tschechien all jene, denen die EU und die politische Kultur in Europa am Herzen liegen. Anders als die Ungarn, die einem autoritären Populisten wie Viktor Orban mit Zweidrittelmehrheiten fast uneingeschränkte Regierungsvollmacht erteilten, streben die Tschechen in die Mitte. Schwarzenberg und Zeman haben erklärt, dass sie nach ihrer Amtsübernahme auf der Prager Burg neben der tschechischen wieder die EU-Flagge hissen werden. Klaus hatte dies untersagt. Inmitten der europäischen Dauerkrise kommt diesem Akt mehr als symbolische Bedeutung zu. Wenn das blaue Tuch mit den goldenen Sternen wieder über der geschichtsträchtigen Moldau-Metropole weht, wird dies auch ein Lebenszeichen des europäischen Gedankens sein.

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