Lausitzer Rundschau: Wortverschmutzung Kohle eignet sich nicht als Kampfbegriff
Cottbus (ots)
Leere, verfallende Dörfer. Einige ganz verschwunden. Mondlandschaften. Und dann noch dieser Ein-Wort-Satz: "Klimakiller!" Menschen, die seit Jahren und Jahrzehnten in der Lausitz mit und von der Kohle leben, runzeln die Stirn, wenn sie so ein zum Kampfbegriff mutiertes Wort hören. Denn Kohle ist mehr. Mit dem Thema Kohle lassen sich ganze Bibliotheken füllen. Kohle macht Häuser warm. Kohle bringt Energie in die Steckdose und sorgt dafür, dass Licht brennt. Alles das kann man mit Kohle machen, nur eins geht nicht: Man darf sie nicht wie ein Stück Brikett zu einem Killerwort verpressen. Kohle, jawohl, das sind abgebaggerte Dörfer. Kohle ist aber auch das "Glück auf" der Bergleute, das sind Schlägel und Eisen, die Stadtwappen und Uniformen zieren. Kohle bedeutet vielen Menschen in der Lausitz Existenz und ein Stück Heimat - mit allem, was an Leid und Freud dazu gehört. Kohle ist Arbeit und Lebensunterhalt. Kohle hat eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Befürworter und Gegner wissen gleichermaßen, dass es sich um einen Rohstoff handelt, auf den ein Industrieland wie Deutschland noch viele Jahre angewiesen sein wird. Ließe sich die Energie dauerhaft und wirksam speichern, die wir in windigen und hellen Zeiten mit Windkraft und Solarstrom gewinnen, könnten alle Kohlekraftwerke sofort abgestellt werden. Das ist aber nicht der Fall. Selbst Greenpeace kann sich einen Ausstieg vor 2030 nicht vorstellen. Die Forschung hat noch keine befriedigende Antwort, wie Rechner und Fabriken laufen sollen, wenn kein Wind weht und es dunkel ist. Deshalb erfüllt Kohle eine Brückenfunktion, die die Volkswirtschaft bis zur vollständigen Umsetzung der Energiewende braucht. Die ökologische Bewegung hat unser Bewusstsein für eine saubere Umwelt geschärft und unserem Leben mehr Substanz verliehen. Sie hat viele Debatten nach vorne getrieben und oft den Finger in die Wunde gelegt - auch wenn es darum geht, verschiedene Güter wie Gesundheit und Wohlstand gegeneinander abzuwägen. Aber leider verläuft die Debatte um die Kohle nicht immer ehrlich. Es ist keineswegs schändlich, dass Greenpeace als Teil der ökologischen Bewegung die Namen der Politiker und Lobbyisten benennt, deren positive Einstellung zur Kohle sich aus der jeweiligen Biografie erklärt. Der Wähler kann ja entscheiden, ob er das gut oder schlecht findet. Es wird aber unsauber, wenn die Organisation mit Begriffen wie "Klimakiller" werkelt oder leichtfertig behauptet, Deutschlands Kohlekraftwerke seien für 3000 Todesfälle im Jahr verantwortlich. Das Spiel mit der Angst kommt aus der untersten Schublade des Demagogen und bringt keinerlei Aufklärung. Es ist bestenfalls so etwas wie Wortverschmutzung.
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