Lausitzer Rundschau: Der Fall Hoeneß hat auch weitreichende politische Dimensionen Das Wunder ist vorbei
Cottbus (ots)
Ausgerechnet Uli Hoeneß. Ausgerechnet der Mann, der wie kein anderer als moralische Instanz und fleischgewordenes Denkmal durch die Bundesliga wandelt. Der aber auch politisch in den vergangenen Jahren den Saubermann auf vielen Bühnen gegeben hat. In den Talkshows hat der Bayern-Präsident und CSU-Freund den Politikern gerne die Leviten gelesen. Geradlinig, leistungsbewusst, sozial engagiert - Uli Hoeneß gab den Patriarchen alter Schule, schroff und mitfühlend zugleich. Dadurch hat sich der Ex-Kicker eine volkspräsidiale Rolle erarbeitet, die ihm zu gefallen schien. Und jetzt? Aus! Aus! Aus! Das Wunder von München ist vorbei. Ein Denkmal ist in sich zusammengebrochen. Die Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten ist ein Schuldeingeständnis. Sollte sich bewahrheiten, dass es sogar um Hunderte Millionen Euro geht, die von ihm am Fiskus vorbei in der Schweiz gebunkert worden sind, ist das ein Ausmaß an Steuerhinterziehung, das die Republik vermutlich noch nie erlebt hat. Ein Erdbeben. Für Hoeneß persönlich, für den FC Bayern, aber auch für die Politik. Denn eines ist offensichtlich: Da muss sich einer lange Zeit sicher gefühlt haben, weil er im Freistaat politisch stets protegiert und hochgeschätzt worden ist. Hoeneß hat aus seiner Liebe zur CSU nie einen Hehl gemacht. Im Gegenzug hat die Partei ihn als Galionsfigur benutzt. Das mag alles koscher gewesen sein. Doch der Landtagswahlkampf könnte eine spannende Wendung nehmen. Denn durch Hoeneß wird die Frage neu diskutiert werden, wie es um den christsozialen Filz im Freistaat tatsächlich bestellt ist. Eine Debatte mit womöglich noch unabsehbaren Folgen. Auch für die ewige Regierungspartei CSU.
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