Lausitzer Rundschau: Doppelmoral Debatte um geschlossenes Jugendheim "Haasenburg"
Cottbus (ots)
Minderjährige sind besonders schutzbedürftig. Besonders dann, wenn sie in geschlossenen Jugendhilfeeinrichtungen wie der Brandenburger "Haasenburg" untergebracht sind. Deshalb müssen die jetzt öffentlichen Vorwürfe gegen die Einrichtung zügig geklärt werden. Wie viel sich davon als wahr herausstellen wird, ist noch vollkommen offen. Jetzt die sofortige Schließung der Einrichtung zu fordern, ist deshalb völlig überzogen. Und es offenbart eine Doppelmoral: Geschlossene Heime ja, aber bitte nicht bei uns. Denn seit Jahren gibt es bundesweit eine kleine Gruppe von extrem auffälligen Kindern und Jugendlichen, die sich jeder Erziehung entziehen. Sie verweigern die Schule, sind hoch aggressiv, drogenabhängig und kriminell schon vor der Strafmündigkeit. Diese Minderjährigen sind eine Gefahr für sich und andere und, wenn man sie gewähren lässt, ohne Zukunftschance. Einige wurden vor Jahren auf Segelschiffe im Mittelmeer geschickt, andere nach Sibirien. Geholfen hat beides nicht. Derweil hat sich in aller Stille die Zahl geschlossener Heimplätze erhöht und die Überzeugung vieler Fachleute, dass manchmal ein klar definierter Zwang notwendig ist, um Erziehung überhaupt möglich zu machen. Das setzt jedoch wirksame Kontrolle voraus. Die Verantwortung dafür liegt bei der Politik. Ob privatwirtschaftlich betriebene Heime die richtige Lösung sind, darf angezweifelt werden. Wer aber gar keine geschlossenen Heime will, muss eine klare Alternative bieten. Segelschiffreisen und Sibirienaufenthalt sind, wie gesagt, schon gescheitert.
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