Lausitzer Rundschau: Der Bildungstanker bewegt sich Zu den Ergebnissen der neuen Pisa-Studie
Cottbus (ots)
Nach dem Pisa-Schock des Jahres 2000 hat sich der schwerfällige deutsche Bildungstanker augenscheinlich in die richtige Richtung bewegt. Mehr länderübergreifende Vergleichbarkeit durch gemeinsame Standards, mehr Qualität statt Quantität und deutlich weniger föderale Abschottung haben die deutschen Schüler im internationalen Vergleich schlauer werden lassen. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn der am Dienstag verkündete Erfolg geht nicht allein auf das Konto der Politiker. Leute übrigens, die zuvor jahrzehntelang in den Ländern die Bildungspolitik als hoheitliche Spielwiese missbraucht hatten, bis der Pisa-Weckruf sie endlich aus dem Reformschlaf holte. Das darf dann doch nicht vergessen werden, wenn man sich jetzt allenthalben auf die Schulter klopft. Der Erfolg geht vor allem auf das Konto der Praktiker im System. Es ist die Leistung von Lehrern, Schülern und Eltern. Sie haben mit ihrer Reformbereitschaft, mit viel Eigeninitiative sowie mit einem veränderten Verständnis von dem, was Schule heute eigentlich leisten muss, hauptsächlich dazu beigetragen, dass sich die Lernkultur in Deutschland über die letzten Jahre zum Positiven verändert hat. Die neuen Pisa-Ergebnisse belegen dies. Gewiss ist das nicht überall der Fall. Wer täglich mit Schule zu tun hat, benötigt auch eine gehörige Portion Leidensfähigkeit angesichts der weit verbreiteten Personalknappheit in zahlreichen Lehranstalten oder der stetig wachsenden Bürokratie im schulischen Alltag. Deswegen sind die Pisa-Ergebnisse auch kein Grund zur Selbstzufriedenheit. Denn der Lernerfolg der Schüler ist eng verknüpft mit dem Umfeld. Soll heißen, bei allen notwendigen Strukturdebatten bleibt die entscheidende Frage nun mal, wie viel ein Land bereit ist, in Bildung zu investieren. In Personal, Ausstattung, Förderung, Qualität. Da hat Deutschland erheblichen Nachholbedarf - und zwar auf allen Ebenen des Systems. Außerdem stellt sich die Frage, ob es für eine Industrienation auf Dauer ausreicht, wenn 13 Jahre ins Land gehen müssen, bis sich die Leistungen deutscher Schüler nachhaltig verbessert haben - also ein ganze Generation von Pennälern. Und dann immer noch nur ein kleiner Teil bestenfalls international oberer Durchschnitt ist. Da hierzulande der wirtschaftliche Erfolg insbesondere auf der Klugheit der Köpfe basiert, kann die Antwort darauf doch nur Nein lauten. Darüber hinaus ist es weiterhin so, dass in keinem anderen Land die soziale Herkunft so sehr über den Bildungserfolg entscheidet wie in Deutschland. Das ist und bleibt die Achillesferse des hiesigen Bildungssystems. Und auch sein Schandfleck.
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