Lausitzer Rundschau: Ein feiner Präsidenten-Zug Gauck sendet ein klares Zeichen nach Moskau
Cottbus (ots)
Ein mehr als schräger Vergleich, den der britische Autor Stephen Fry jüngst bemühte: In einem Brief an Premierminister David Cameron verglich er die Situation für Homosexuelle in Russland vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi mit dem Antisemitismus im Dritten Reich vor den Olympischen Spielen 1936 in Berlin. Womöglich ging es Fry nur darum, mit einem verzweifelten Aufschrei für die nötige Aufmerksamkeit zu sorgen. Joachim Gauck darf als Bundespräsident nicht zu den eher literarischen Mitteln drastischer Übertreibung greifen; sein Werkzeugkasten bietet ihm vorwiegend die Möglichkeiten subtiler Symbolik. Insofern ist es im wahrsten Sinne des Wortes ein ebenso feiner wie eindeutiger Zug, wenn er sich den Spielen in Sotschi verschließt. Denn die Menschenrechte werden in Russland nicht wirklich ernst genommen. Seine Meinung frei zu äußern, ist gefährlich, sobald sie von der herrschenden abweicht. Unliebsame Gruppen werden schikaniert. Gaucks Zeichen allein wird Moskau nicht zum Umdenken zwingen. Aber er tut mehr als er müsste. Und vielleicht gehört er eines Tages zu jenen, die von sich behaupten können: Auch ich habe meinen Teil beigetragen, um die Menschenrechtslage in Russland zu verbessern.
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