Lausitzer Rundschau: Es brennt überall Syrien, Afghanistan, andere Krisenherde und die Folgen
Cottbus (ots)
Zwanzig Bundeswehrsoldaten sind in den vergangenen Jahren rund um Kundus gestorben, und spätestens seit gestern fragt man sich, wofür. Nicht zu reden von den vielen Zivilisten, die dort ihr Leben verloren haben, darunter 142 Opfer eines fatalen Irrtums deutscher Generäle. Selbst wenn die Taliban wieder vertrieben werden sollten, ist Kundus schon jetzt zum Sinnbild für das Scheitern des Afghanistan-Einsatzes geworden. Die Einschätzung des letzten "Fortschrittsberichts" der Bundesregierung, dass das Land von seinen eigenen Sicherheitskräften "wirksam" verteidigt werden könne und die Aktivitäten der Taliban "weitgehend auf deren traditionelle Kernräume begrenzt" würden, ist so realistisch wie ein VW-Schadstofftest. Und Afghanistan ist nur ein Krisenherd von vielen. One World, eine Welt, dieser Begriff wird in den Flüchtlingsströmen dieser Tage geradezu versinnbildlicht. Viele von ihnen kommen derzeit schon aus Afghanistan. Es werden bald mehr werden. Also die Aufmerksamkeit voll auf dieses Land richten? Die freie Welt versucht gerade, den furchtbaren Krieg in Syrien irgendwie zu beenden und hat damit alle Hände voll zu tun. Die Ostukraine, ein Brandherd quasi mitten in Europa, kommt hinzu. Nicht zu reden von Nigeria (Boko Haram), Libyen (IS), überhaupt fast ganz Nordafrika. Es brennt überall. Wo anfangen, wo aufhören? Eine Lehre gibt es: Wenn schon politische Energie und wirtschaftliches und militärisches Potenzial knappe Ressourcen sind, dann sollten es wenigstens Weitsicht und Koordinierung nicht sein. In Afghanistan war das der Fall: Anfänglich war der Einsatz zu unentschlossen, später fehlte ihm ein realistisches strategisches Ziel. Im Irak war es noch schlimmer: Ein Krieg der von den USA geführten Koalition der Willigen, aber kein Plan für den Tag danach. In Libyen ist es genauso gelaufen. Einzig auf dem Balkan scheint man es besser zu machen. Die Ereignisse in Kundus und den anderen Krisenherden zeigen, dass ein gemeinsames, abgestimmtes Handeln der Wohlmeinenden, der Freien und vielleicht sogar - Stichwort Russland - der Halbfreien dringend notwendig ist. Vor allem ein nachhaltiges Vorgehen. Die Zeit, da man sich untereinander nationale Egoismen und globale Konkurrenzen leisten konnte, geht ganz klar vorbei. Denn die Folgen von Strategiefehlern kommen früher oder später bei jedem an. Zäune werden da nicht helfen. Nicht zu reden von den Folgen des Klimawandels, über den Ende des Jahres in Paris verhandelt wird. Werden die großen, verantwortlichen Nationen dort etwas verstanden haben? Wenn man aus Afghanistan nach Deutschland laufen kann, dann auch aus dem langsam im Meer versinkenden Bangladesch.
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