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Lausitzer Rundschau

Pressestimmen: Ein schrilles Ensemble

Cottbus (ots)

Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu
CDU/Machtkampf: Im Kanzleramt lacht man sich bereits ins Fäustchen.
Glück gehabt, Gerhard Schröder kann entspannt nach Italien reisen,
weil in diesem Jahr wohl nicht seine rot-grünen Koalitionäre das
unsägliche Sommertheater bestreiten werden. Stattdessen schicken sich
in der Parlamentspause die Laiendarsteller der Union an, die
Öffentlichkeit mit ihren Machtspielchen, parteiinternen Querelen und
einem verworrenen Kurs zu unterhalten. In den Hauptrollen: Die CDU-
Vorsitzende Angela Merkel und der hessische Ministerpräsident Roland
Koch. Nebendarsteller sind Fraktionsvize Friedrich Merz, der Bayer
Edmund Stoiber und eine ganze Reihe schwarzer Landesfürsten. Fatale
Konsequenz: Das schrille Ensemble der Union ist dabei, sich selbst um
den Nimbus der politischen Alternative zum rot-grünen Bündnis zu
bringen. Weil Sachfragen in der Union derzeit entweder sofort oder
mit etwas Verspätung zu Personal- und damit Machtfragen werden,
verspielt diese Opposition über kurz oder lang gekonnt ihre
Glaubwürdigkeit. Der Basis wird dies den Atem verschlagen angesichts
der Tatsache, wie brutalstmöglich dadurch die eigenen Chancen
geschwächt, die der Regierung jedoch gestärkt werden. Es ist ja
zweifellos nichts Neues, dass sich in der Partei zwei für den besten
Kandidaten beim Kampf ums Kanzleramt 2006 halten. Das ist auch nichts
Schlimmes - Wettbewerb belebt das politische Geschäft. Neu ist nur,
dass die Politik der Nadelstiche des Roland Koch gegen Angela Merkel
immer stärker und anscheinend in immer kürzeren Abständen
stattfindet. Geschlossenheit ade. Klar, zum Frontalangriff kann der
Hesse nicht blasen, weil ihm die Partei dies nicht verzeihen und der
Wähler die Nase rümpfen würde, angesichts von so viel Machtgier. Aber
Koch ist ehrgeizig und kompromisslos, weswegen er die von Merkel
anvisierte, große Kooperation fürchtet. Sie schwächt nämlich seine
eigenen Ambitionen ungemein. Die von der Basis getragene
Parteivorsitzende hingegen, die gestern kein Machtwort gesprochen
haben will, hat sich durch einen Formelkompromiss in der Steuerfrage
vom nachtretenden Koch vorerst befreit. Aber: Damit sind die Probleme
für sie nicht kleiner geworden. Ihre beleidigten Kritiker und ihre
ambitionierten Gegenspieler sitzen Merkel weiterhin im Nacken. Ihr
bleibt vorerst nur eines, das weiß sie: Aussitzen. Merkel selbst ist
wohl klar, dass sie die direkte Konfrontation mit Koch nur dann
suchen und gewinnen kann, wenn sie wieder in der Offensive ist und
Truppen hinter sich versammelt hat. Dass dürfte noch dauern, so lange
wird es keine Machtworte sondern "die Suche nach gemeinsamen Linien"
geben. Aber es sind ja auch noch drei Jahre bis zur Bundestagswahl.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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