Pressestimmen: Zur Popkomm Gestern eröffnete die Musikmesse Popkomm
Cottbus (ots)
Wenige Wochen, nachdem sich Bundestagspräsident Thierse und Ex- Kulturminister Nida-Rümelin wortstark für eine deutsche Quote im Radio einsetzten, eröffnete gestern in Köln die Musikmesse Popkomm. Ihr Motto: It's about Music. Damit ist auch gleichzeitig das Dilemma der Branche erkennbar. Die Pop-Musik ist längst internationalisiert, ein Medium, das wie kein anderes, offen für Auge und Ohr, die Globalisierung verkörpert. Das muss nicht zwangsläufig schlecht sein, jedoch ist der Einfluss des Englischen nicht aufzuhalten. Auch ein Musikexportbüro, das Bundeswirtschaftsminister Clement befürwortete, wird das nicht verhindern. Für deutsche Künstler wird das Geschäft immer schwieriger, denn auch sie werden trotz gelegentlich guter Promotion die Krise nicht aufhalten können. Für dieses Jahr wird der Musikindustrie ein Umsatzeinbruch von 20 Prozent prognostiziert, fast 40 Prozent aller Kids kopieren CDs von schon kopierten CDs. Und erstmalig wurden mehr Rohlinge verkauft als bespielte Scheiben. Das Brennen ist nicht nur unter Jugendlichen zu einem Volkssport geworden. Das zwingt zu neuen Konzepten - hin zur DVD zum Beispiel, aber auch die ist schon kopierbar. Und gestern startete ein Internet- Radiosender, der das Herunterladen der wöchentlichen Top-Titel erlaubt - für je 99 Cent. Aber eines zeichnet sich jetzt ab. Viele kleinere Plattenfirmen sind in der Krise die Gewinner. Sie verschwenden das Geld nicht in riesigen Marketing-Shows und nutzen kurze Vertriebswege. Sie setzen auf Jugendliche, die nicht nur auf die aktuellen Singles des jeweils gültigen Superstars warten. Ihre Zielgruppe ist bereit, Komplett-CDs von Musikern wie Grönemeyer, Wir sind Helden oder Blumfeld zu kaufen. Nachdenken ist bei ihnen nicht gleichzeitig geschäftsschädigend. Dennoch bleibt die Entwicklung bedenklich. Nach dem freiwilligen Rückzug des öffentlich-rechtlichen Radios aus den Bildungsprogrammen ist die Musikindustrie selbst zum wichtigsten Geschmacksproduzenten geworden. Sie hat sich eine Zielgruppe geschaffen, die für Berieselung aller Art offen ist. Als der deutsche Komponist Hanns Eisler vor der Dummheit in der Musik warnte, wusste er noch nicht, welche Formen sie einmal annehmen würde.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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