Lausitzer Rundschau: Völlers Wutausbruch nach der Nullnummer gegen Island
Cottbus (ots)
So haben wir Rudi Völler noch nie erlebt. Aus der gutmütigen Tante Käthe wurde der tobende Teamchef. Vor einem Millionen-Publikum in der ARD übte er nach der Nullnummer der deutschen Nationalmannschaft in Island heftige Kritik an der überzogenen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, die von den Medien geschürt sei. Was Völler explodieren ließ? Die versöhnliche Version: Er wollte damit sein Team in Schutz nehmen und von dessen Unzulänglichkeiten ablenken, indem er die ganze Aufmerksamkeit auf seine Person fokussiert. Die wahrscheinlichere Version: Völlers spektakulärer Auftritt war weder geplant noch kalkuliert. Vielmehr kam der Teamchef einem menschlichen Bedürfnis nach. Er wollte ganz einfach seinen Frust über den Grottenkick mit all seinen Konsequenzen loswerden. Das ist verständlich. Nicht verständlich ist allerdings Völlers Wortwahl. Wer mehr Fairness bei der Beurteilung der Leistungen seiner Spieler einfordert, kann sich nicht gebärden wie ein verbaler Amokläufer. Die persönlichen Attacken gegen die ARD-Crew und deren Experten Günter Netzer waren weit unter der Gürtellinie und eines Teamchefs unwürdig. Vor allem, dass Völler auch den bayrischen Softie-Fragesteller Waldemar Hartmann attackierte, ist geradezu grotesk. Denn Waldi ist schon seit vielen Jahren des kritischen Nachhakens absolut unverdächtig. Rudi Völler, bisher von der Öffentlichkeit mit Samthandschuhen angefasst, wird sich künftig auf weit mehr Gegenwind einstellen müssen. Nicht, weil er in der Sache Unrecht hat. Sondern, weil er sich im Ton vergriffen hat.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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