Lausitzer Rundschau: Zu den Kandidaten für das Bundespräsidentenamt
Cottbus (ots)
Bis zur Wahl des neuen Bundespräsidenten vergehen zwar noch acht Monate. Aber das politische Ränkespiel läuft bereits auf vollen Touren. Die SPD kam als erste Partei aus der Deckung: Es sei "endlich" an der Zeit, dass eine Frau ins höchste Staatsamt einzieht. Sicher herrscht an potenziellen Bewerberinnen kein Mangel. Pech nur, dass die bisher Genannten einzig für Sozialdemokraten und Grüne infrage kommen, deren Siegchancen mangels eigener Mehrheit in der Bundesversammlung gegen Null tendieren. Es dauerte dann auch nicht lange, bis eine Frau auf dem Personenkarussell platziert wurde, bei der die Konstellationen weniger eindeutig sind: Rita Süssmuth verkörpert aus rot-grüner Sicht den idealen Spaltpilz für das konservativ-liberale Lager. Als langjährige Bundestagspräsidentin verfügt die Unionsfrau über viel Erfahrung bei der Präsentation unseres Landes. Und als Vorsitzende der parteiübergreifenden Zuwanderungskommission hat sie ihre Unabhängigkeit unter Beweis gestellt. Gerade dieser Umstand sorgte jedoch in den eigenen Reihen für Verdruss. Schließlich war es Gerhard Schröder, der Süssmuth vor drei Jahren für seine machtpolitischen Zwecke vor den Zuwanderungskarren spannte. Wirklich entscheidend sind die Karriere-Pläne von Angela Merkel. Die CDU-Chefin möchte nicht Präsidentin werden, wohl aber Kanzlerin. Doch gleich zwei Frauen in den höchsten Staatsämtern sind im Männer-dominierten Politikgeschäft immer noch undenkbar. Und die FDP? Ihre Stimmen bilden in der Bundesversammlung das Zünglein an der Waage. Die Liberalen möchten bei der Präsidentenwahl ein Zeichen für den Regierungswechsel im Jahr 2006 setzen. Geschlechtsspezifische Hürden wären für sie deshalb nur störend. Wer immer als Frau ins Rennen geht, dürfte demnach das gleiche Schicksal erleiden wie Hildegard Hamm-Brücher und Dagmar Schipanski. Beide waren lediglich Zählkandidaten. Um daran auf Dauer etwas zu ändern, bietet sich nur ein Mittel an: Der Bundespräsident muss direkt vom Volk gewählt werden. Dann hätten Frauen wirklich eine faire Chance. Und die Fensterreden der Herren Politiker - nach Rau endlich eine Frau - würden glaubwürdig.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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