Lausitzer Rundschau: Politiker verlangen Fußfesseln für Schulschwänzer
Cottbus (ots)
Notorische Schulschwänzer gehen ab sofort regelmäßig zum Unterricht wie Chorknaben zur Sangesprobe. Weil die die Mädchen und Jungen nicht mehr wie einst auf Straßen, in Parks und verlassenen Häusern herumlungern, klauen sie nicht und schmieren auch keine Hauswände voll. Das Wunder der Läuterung und Erziehung hat einen Namen: die elektronische Fußfessel. Es ist schlicht und einfach unsinnig und populistisch, was Unionspolitiker wie Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm mit ihrer Forderung nach Fußfesseln für Schulschwänzer heraus posaunten. Mal abgesehen von den Kosten für die elektronischen Erzieher, die sie ja sein sollen, gibt es viele andere Ungereimtheiten. Wer legt eigentlich fest, welcher minderjährige Schulschwänzer wann und wie lange eine Fußfessel angelegt bekommt? Der Richter? Der Polizist? der Schulleiter? Das Jugendamt? Mutter oder Vater? Was passiert, wenn der Schwänzer trotz elektronischen Beinemachers nicht zur Schule geht? Nein, präventiv handeln sieht anders aus. Besser ist beispielsweise, Zuschüsse für Jugendfürsorgestellen, für Freizeit-, Kultur- oder Sportbetätigung in und außerhalb von Schulen nicht zu streichen. Wirksamer ist es, Streifenpolizisten nicht nur mit Knöllchenschreiben zu beauftragen sondern sie auch nach Schulschwänzern Ausschau halten zu lassen und diese am Schlafittchen in die Schule zu bringen. Noch etwas anderes ist gut: Wenn sich Politiker Mundfesseln anlegen, bevor sie Unsinn erzählen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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