Lausitzer Rundschau: Politikverdrossenheit und Wahlbeteiligung
Cottbus (ots)
Sicher kann man in diesen Tagen aus der Haut fahren. Wenn da beispielsweise Vorschläge kommen, nach denen eine Familie mit einem Muttersöhnchen besser wegkommt bei der Pflegeversicherung als eine mit Zwillingen, die sich rechtzeitig abnabeln. Wer versteht solchen Schwachsinn noch? Und dann diese Versuche, das Wahlvolk aufzuspalten. Da wird Arm gegen Reich, Jung gegen Alt, Familie gegen Single gestellt in der Hoffnung, die jeweils nicht betroffene Mehrheit werde Ruhe geben. Dabei wissen alle ganz genau, dass solch ein plumpes Geschachere niemals zu einer einigermaßen gerechten Lösung führt. So wird ja beispielsweise nicht jede akademisch ausgebildete Mutter heutzutage automatisch zur Spitzenverdienerin und kann mal so nebenher auf 50 Euro Rente verzichten. Mit der Gewissheit, dass da die Lasten ungleich verteilt werden, geht die Empörung einher über all die Landtags- und Bundestagsabgeordneten, Ministern und Staatssekretäre, die Verzicht predigen, sich selbst aber weiterhin üppig bedienen. Die sind doch alle gleich, heißt es dann. Solche Aufregung mag den Gefühlshaushalt kurzfristig entlasten. Aber genau genommen sind wir alle mit verantwortlich für diese Misere. Wir haben schließlich die Männer und Frauen in ihre Ämter gewählt. Dabei wissen wir seit Jahren schon, dass die Kassen leer und die Versprechungen hohl sind. Aber der Abschied von der Traumtänzerei fällt uns offensichtlich schwer. Zu diesem Abschied gehört es, dass wir anfangen zu begreifen, was unser Anteil ist an der Misere. Wir nicken viel zu gerne jedem zu, der uns einen Staat verspricht, der die Probleme dieser Gesellschaft schon irgendwie löst. Wir hören sie so gerne, diese absurden Verheißungen, die Politik könne mit Geld alles richten - von der Kindererziehung angefangen bis hin zu einem würdigen Lebensabend. Wir hören sie nicht nur gerne, wir fordern sie ein, diese Botschaften vom allmächtigen Staat. Das ergänzt sich dann mit unserer Unlust, den manchmal nicht so erfreulichen Tatsachen ins Auge zu sehen. Wir könnten uns allerdings auch zunächst gründlich informieren, nachdenken und erst dann entscheiden, wer wohl am ehesten noch ehrlich und kompetent politische Lösungen vorschlägt. Sicher wäre dies mit einiger Mühe verbunden. Und manchmal würde es wohl auch an den eigenen Geldbeutel gehen. Aber es wäre von Nutzen. In Brandenburg wird übrigens am Sonntag gewählt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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