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Lausitzer Rundschau: Präsident Bush besucht London

Cottbus (ots)

Das ist wahrlich kein Heimspiel für den
amerikanischen Präsidenten, dieser Besuch in Großbritannien, dem
engsten Verbündeten. Verwunderlich genug, dass ausgerechnet in
London, ausgerechnet beim Freund Tony Blair all die Probleme auf dem
Tisch liegen, die zu Hause in Washington nicht der Rede wert sein
sollen. Bush wird Farbe bekennen müssen und Europa wird nach diesem
Besuch wissen, was von dem Mann aus Texas zu halten ist. Nicht die
Reden über die Wertegemeinschaft und die gemeinsamen historischen
Aufgaben werden am Ende zählen, sondern die Antworten auf all die
Fragen, denen Bush nicht mehr ausweichen kann. Großbritannien liegt
eben doch in Europa und trotz der viel beschworenen besonderen
Beziehungen zu den USA sind uns die Briten näher, als es den Anschein
hat. Sie leiden gerade wegen ihrer sehr engen Bindungen an Amerika ja
auch besonders an den Alleingängen Washingtons. Kein anderes
europäisches Land hat so viele eigene Staatsbürger in diesem
rechtlosen Gefängnis von Guantanamo einsitzen, keine andere
europäische Volkswirtschaft ist so sehr von den neuen
Handelsbarrieren der USA betroffen und keine andere europäische
Nation zahlt einen höheren Preis für die Fehler, die die
Amerikaner im Irak begehen. Es deutet bislang nichts darauf hin, dass
Bush bereit ist, die Sorgen und die Forderungen seines wichtigsten
europäischen Partners aufzugreifen. Es sieht vielmehr so aus, als ob
er nach Hause fliegen wird und Tony Blair endgültig blamiert
zurücklässt. Dessen Landsleute, die sich in ihrem Nationalstolz
ungern übertreffen lassen, würden solch ein Ergebnis des
Staatsbesuchs als einen Schlag ins Gesicht empfinden. Es wäre aber
mehr als das - es wäre die klare und deutliche Absage des Weißen
Hauses an jede Form der internationalen Einbindung und würde die
Versprechen über eine unter den Alliierten abgestimmte Politik als
hohle Phrasen entlarven. Man kann also gespannt sein auf die
restlichen Stunden des amerikanischen Präsidenten in London. Denn
tatsächlich geht es dort nicht nur um das Verhältnis zwischen
Großbritannien und den USA oder zwischen Europa und der Supermacht.
Der Besuch ist vielmehr ein Test für die bislang sehr schamhaften
Versuche von George W. Bush, aus der Isolierung herauszukommen, in
die er sein Land geführt hat.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau

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