Lausitzer Rundschau: Die neue Terrorwelle
Cottbus (ots)
Die Bomben in Istanbul sind ja nicht die ersten Demonstrationen einer tödlichen Gewaltbereitschaft islamischer Fundamentalisten. Der Tod rückt etwas näher vielleicht - aber für viele ist er immer noch weit weg - eine Auseinandersetzung, mit der wir auf den ersten Blick wenig zu tun haben. Es gibt allerdings für das, was dort und anderswo getan wird, sowieso keine akzeptable Erklärung. Es gibt keine Entschuldigung für den Tod von Menschen, die nicht im geringsten auch nur irgendwo beteiligt sind an all den Konflikten, die die Welt des Islams umtreiben. Und es soll auch keiner glauben, diese Gemetzel hätten vermieden werden können, wenn der Diktator in Bagdad weiter- regieren könnte oder gar die Taliban in Afghanistan. Was die Mörder wollen, ist eine Welt ohne Toleranz, und was sie bekämpfen, ist die Menschenwürde schlechthin. Sie sind uns damit schon viel näher, als so mancher glaubt. Die grenzenlose Brutalität, die Gnadenlosigkeit in ihrem Kampf scheint ihnen geradezu erstrebenswert. In ihrer Welt muss so viel Blut wie nur möglich fließen und die jeweils ausgewählten Ziele sind nur noch so etwas wie Erinnerungsmarken für das, was ihnen jeweils gerade besonders hassenswert erscheint. Und die Liste dieser Hassobjekte wird immer länger: eine Synagoge natürlich, weil alle Juden getötet werden können, eine Wohnanlage, weil Fremde auf arabischem Boden kein Recht auf Leben haben, oder Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, weil sie angeb-lich den Islam nicht respektieren. Und wenn sich das machen lässt, wird auch ein britisches Konsulat in Deutschland Ziel der Selbstmörder. So wenig, wie man sich verführen lassen darf, es diesen Mörderbanden mit gleicher Münze heimzahlen zu wollen, so wenig hilft es andererseits, einfach wegzusehen. Die Auseinandersetzung mit diesen Verbrechern ist längst eine Überlebensfrage für jeden, der sich ihnen nicht unterordnen will. Bei dem Leid, das das türkische Volk jetzt erdulden muss, stellt sich die Frage unseres Verhältnisses zur Türkei und zu den Türken hier zu Lande. Sie sollten wissen, dass wir ihren schwierigen Weg zu einer Gesellschaft, die die Menschenwürde respektiert, solidarisch begleiten. Bomben sollen auseinander reißen - die Antwort darauf kann nur das Zusammenrücken sein.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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