Lausitzer Rundschau: Irak nach der Festnahme von Saddam Hussein
Cottbus (ots)
Wieder ein Anschlag mit Todesopfern. Einen Tag nach der Festnahme eines der grausamsten Diktatoren aller Zeiten sind Freude und Euphorie verflogen. Es ist illusorisch zu glauben, jetzt würden Ruhe und Frieden im Land Einkehr halten. Leider werden wohl jene arabischen Experten Recht behalten, die meinen, Gewalttaten nähmen jetzt erst recht zu, weil auch jene Gruppen sich gegen die Besatzer erheben würden, die bislang Wert darauf legten, dass man sie nicht mit Saddam in Verbindung brachte. Zugleich aber werden die Erwartungen und Forderungen der irakischen Bevölkerung an die USA und ihre Verbündeten nicht geringer - im Gegenteil. Fehlschläge der Truppen können künftig nicht mehr mit der Suche nach Saddam gerechtfertigt werden. Die Menschen - befreit von der Angst vor der Rückkehr des Tyrannen - erhoffen sich viel mehr praktische Unterstützung in Alltagsfragen. Sie wollen endlich wieder sichere Straßen, gefüllte Läden, einen Aufschwung der einheimischen Wirtschaft, halbwegs normale Lebensumstände. Und so lange das nicht erreicht ist, wird ihr Frust wachsen und die Bereitschaft, Terroristen zu billigen oder gar zu unterstützen - jene Kräfte, die mit Anschlägen gegen Besatzungstruppen und kooperative Landsleute nur eigennützige Macht-Interessen verfolgen. Die Festnahme Saddams - zweifellos ein Erfolg - sollte die USA und ihre Verbündeten nicht verleiten, im Alleingang zu verharren. Für US- Präsident Bush wäre jetzt eine gute Gelegenheit für einen Kurswechsel, der bedeuten müsste, möglichst viele Verbündete ins Boot zu holen, um den Aufbau des Landes auf eine große internationale Grundlage zu stellen. Sonst wird das Vorhaben über kurz oder lang scheitern.
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