Lausitzer Rundschau: Geteilte Reaktionen auf Freilassung von Egon Krenz
Cottbus (ots)
Es sind die unterschiedlichen Erwartungen, die das gespaltene Echo auf die vorzeitige Haftentlassung des letzten DDR-Partei- und Staatschefs Krenz hervorrufen. Wer in der DDR gelitten hat, will die dafür Verantwortlichen bestraft sehen. Doch in einem Rechtsstaat wie der Bundesrepublik gibt es kein politisches Strafrecht wie in der DDR, wo man für Herabwürdigung der Mächtigen oder versuchte Republikflucht inhaftiert wurde. Rechtsstaatliche Justiz kann nur verfolgen, was unabhängig von politischer Haltung strafbar ist. Damit war die Verurteilung von Egon Krenz von vornherein nicht geeignet, ihn für seine politische Verantwortung in der DDR zur Rechenschaft zu ziehen und den Opfern des Regimes Genugtuung zu geben. Wer das akzeptiert, hat es leichter, die Freilassung von Krenz als das zu sehen, was sie ist: der korrekte Umgang mit einem verurteilten Straftäter. Nicht mehr und nicht weniger. Krenz ist ein unbelehrbarer alter Mann, der sich noch immer in der Opferrolle gefällt. Daran hätten noch zwei Jahre als Freigänger im Strafvollzug nichts geändert. Wichtig ist jetzt, ob die Öffentlichkeit ihm weiter Gelegenheit zur Rechtfertigung gibt, ob er in Talkshows eingeladen wird und Käufer nach seinem angekündigten Buch Schlange stehen. Das wäre fatal. Die Geschichte ist längst über Krenz hinweggegangen. Das sollten wir auch tun.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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