Lausitzer Rundschau: Lage in Haiti spitzt sich weiter zu
Cottbus (ots)
Wer derzeit nach Haiti blickt, fühlt sich unweigerlich an Bilder aus Liberia oder Somalia erinnert. In der Karibikrepublik droht ein ähnlicher Albtraum wie in den zerfallenen afrikanischen Staaten: Milizen, Paramilitärs und frühere Armeeeinheiten beherrschen weite Teile des Landes. Es wird geplündert, Regierungsgebäude brennen und die Staatsmacht ist so abwesend, dass sie den Namen nicht mehr verdient. Haiti zerfällt, Präsident Jean-Bertrand Aristide verschanzt sich in seinem Präsidentenpalast, klammert sich mit Zähnen und Klauen an sein demokratisch legitimiertes Mandat bis Februar 2006. Und die Opposition weist alle Vermittlungsversuche der internationalen Gemeinschaft zurück. Nur wenn Aristide gehe, wolle sie verhandeln. Demokratie funktioniert anders. Aber eine Kultur des Kompromisses hat es in Haiti nie gegeben. Es herrscht die Kultur der totalen Konfrontation. So ist das Szenario absehbar. Die Rebellen werden binnen kurzem die Hauptstadt Port-au-Prince einnehmen, es wird viele Tote geben und Aristide flieht im letzten Moment in die USA. Dass eine Regierung so ihr Ende findet, hat in dem Karibikstaat lange Tradition. Nur wenn die internationale Gemeinschaft schnell eingreift, sind mehr Tote zu verhindern. Frankreich ist mit dem Vorschlag, eine Friedenstruppe zu entsenden, auf dem richtigen Weg. Aber es muss schnell gehen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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