Lausitzer Rundschau: Zu Kino/Passion Christi: Nur gut gemeint
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Kino/Passion Christi:
Mel Gibson hat es gut gemeint. Der gläubige Katholik wollte seiner Kirche ein Geschenk machen: Mit einem Film über die Passion Jesu sollten die Menschen weltweit erreicht, und für den christlichen Glauben gewonnen werden. Detailliert sollte der Film werden, und damit alles so originalgetreu wie möglich ist, mussten die Hauptdarsteller sogar aramäisch lernen. Und erschreckend realitätsnah ist der Film in der Tat geworden: Fast 100 Minuten sieht man auf der Leinwand nur Schläge, Hiebe und spritzendes Blut. Dass die Kreuzigung in der Antike eine der brutalsten und grausamsten Hinrichtungsmethoden überhaupt war, davon ist der Kinobesucher anschließend überzeugt. Der zum Frieden und Gewaltverzicht aufrufende Jesus, wie ihn heutige Kirchenleiter manchmal etwas zu leidenschaftlich predigen, wird in Gibsons Gewaltorgie zur Nebensache. Dass der Mann gekreuzigt wurde, um die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen, wird mehr oder weniger weggelassen. Zwar gibt es zahlreiche Rückblenden, aber wer nicht besonders bibelfest ist, hat streng genommen keine Chance, den Film zu verstehen. Kein Wunder also, dass Kirchenleiter in ganz Deutschland vom Besuch des Filmes abraten. Und obwohl es wohl keinen anderen Film der Kinogeschichte gibt, in der die Sterbeszene Jesu derartig ergreifend dargestellt wird - sie haben sicher Recht. Allerdings: Die Menschen in Cottbus, Hoyerswerda und Senftenberg werden trotzdem in die Kinos strömen. Und wohl jeder Kinobesucher, der "Die Passion Christi" auf der Leinwand sah, hat nach dem Film Gesprächsbedarf. Hier sollten die Pfarrer und Gemeinden vor Ort reagieren, vielleicht sogar schon im Kino selber, und erklären, was es mit diesem Jesus eigentlich auf sich hat. Denn es wäre schade, wenn künftig ein Gibson-Film zur Bibel wird.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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