Lausitzer Rundschau: Der kurze Weg von der Selbstständigkeit zur Sozialhilfe
Cottbus (ots)
Der Umgang unserer Gesellschaft mit angehenden Selbstständigen ist schon bemerkenswert. Erst werden sie hofiert, gefördert, bisweilen sogar gedrängt, eigenständig unternehmerisches Risiko zu schultern. Geht ihr Projekt dann nach einigen Jahren schief, sind sie uns bei der Suche nach einer neuen Arbeit nicht mal mehr einen Vermittlungsgutschein wert. Die Botschaft ist klar: Einmal auf sich gestellt, immer auf sich gestellt. Sicher ist es formal korrekt, dass die Förderung ehemals Selbstständiger durch die Arbeitsagentur eine versicherungsfremde Leistung ist. Schließlich haben sie in den Jahren der Selbstständigkeit keine Beiträge gezahlt. Das Argument ist trotzdem verlogen. Zum einen gibt es unzählige andere Tatbestände, bei denen zu Gunsten versicherungsfremder Aufgaben die Sozialkassen schamlos geplündert wurden. Zum anderen haben die Selbstständigen im Normalfall Steuern bezahlt und weitere Steuerzahler beschäftigt. Dafür haben sie das volle Programm an Eingliederungshilfen verdient. Diese Einsicht ist übrigens keine sozial-, sondern eine wirtschaftspolitische. Denn es ist ja richtig, dass das Land dringend Existenzgründer und mehr Selbstständige braucht. Das ist aber nicht zu erreichen, wenn das Absturz-Risiko immer weiter erhöht wird.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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