Lausitzer Rundschau: Ex-Vodafone-Chef Gent sagt im Mannesmann-Prozess aus
Cottbus (ots)
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, mag mancher nach dem Auftritt von Chris Gent vor dem Düsseldorfer Landgericht denken. Denn der frühere Vodafone-Chef sprach gestern im Mannesmann-Prozess beinahe freundschaftlich über seinen ehemaligen Rivalen. Und doch hinterließ Gent Kratzer im Lack von Klaus Esser. Der Ex-Mannesmann- Boss sieht sich gern in der Rolle des Shareholder-Robin Hood, des Kämpfers für das Wohl der Aktionäre. Jetzt kommt raus, dass Esser auch für sich selbst kämpfte. Zwar hat er laut Gent nie eine Prämie für sich verlangt, wohl aber um Pöstchen gerungen: für sich als Co- Chef von Vodafone und für andere Mannesmann-Manager. Beobachtern der erbitterten Übernahmeschlacht zwischen Vodafone und Mannesmann klingen noch immer die Worte Gents in den Ohren, mit denen er seinen Widerpart als "Problem" darstellte. Damals galt Esser als skrupelloser Manager, der kein Interesse an Aktionären hegte: Vier Jahre später attestiert Gent dem selben Mann "charakterliche Stärke" und den "festen Willen", für die Unabhängigkeit des Mannesmann-Konzerns zu kämpfen. Er untermauert damit Essers Verteidigungsstrategie. Nach jetzigem Stand hat Gent nie direkt eine Abfindung angeboten und Esser nie direkt eine gefordert. Dass am Ende trotzdem alle reich beschert wurden, spielt keine Rolle. Das nun vorgetragene Verständnis Gents für den Mut seines Rivalen und inzwischen wohl Weggefährten mag auch daher rühren, dass Gent sich selbst für die Übernahme eine 16-Millionen-Euro-Prämie genehmigte. Der später geadelte Manager war dafür heftig kritisiert, wenn auch nicht angeklagt worden. Den Vorwurf, dass Esser korrupt gewesen sei, hat Gent jedenfalls entkräftet. Das Gericht wird sich nun der Frage zuwenden, ob Erfolgsprämien tatsächlich im Interesse eines Unternehmens sind, das nicht erfolgreich weitergeführt, sondern zerschlagen wird.
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