Lausitzer Rundschau: Bücherpreis auch an Jugendbuchautorin Mirjam Pressler
Cottbus (ots)
Wie ein Buch ist der Butt Geschichtenerzähler und Geschichtsbewahrer. So will Günter Grass den von ihm entworfenen Deutschen Bücherpreis verstanden wissen. Der Butt im Griff ist vergeben. Bei der Entgegennahme des Preises waren Donnerstagabend US- Satiriker Michael Moore, Publikumsliebling Eric-Emmanuel Schmitt - ganz Cottbus liest ihn gerade - und andere Autoren in guter Gesellschaft. Denn auch Bücher für die nachwachsende Generation erwiesen sich als preisverdächtig. Die Kinder- und Jugendbuchautorin Mirjam Pressler erhielt den Butt für ihr literarisches Lebenswerk. Eine gute Wahl, ist sie doch eine ganz besondere Geschichtenerzählerin, die sich an die Geschichte hält. Mirjam Pressler hält es für ein Verbrechen, Kinder zu belügen. Sie nimmt Kinder ernst. In ihren Büchern gaukelt sie ihnen keine heile Welt vor, sondern zeigt die Welt, wie sie ist. Es gibt nur eine Welt, sagte sie dazu während der Preisverleihung in Leipzig. Kinder sind dieser Welt wehrlos ausgeliefert, wenn Erwachsene sie nicht schützen, vor Gewalt, Lieblosigkeit und Oberflächlichkeit. Mit erst 39 Jahren, nachdem sie ein Jahr in einem israelischen Kibbuz gelebt hatte, begann Mirjam Pressler dagegen in Büchern anzuschreiben: Verlust, Ausgrenzung - Beschädigungen einer Kindheit, Erfahrungen die sie als unehelich Geborene, als Außenseiterin, die bei Pflegeeltern aufwuchs, selbst durchleben musste, sind ihr Thema. Das sie zu enormer Produktivität anregt: Sie verfasste nicht nur fast 40 Bücher, sondern übersetzte außerdem 200 Titel aus dem Niederländischen, Flämischen, Hebräischen, Englischen sowie Afrikaans. Sie war es, die uns die Träume eines jüdischen Mädchens verständlich machte, übertrug sie doch das Tagebuch der Anne Frank vom Niederländischen ins Deutsche. Der Preis für diese Autorin setzt Zeichen. Hält sie doch gar nichts davon, Kinder für diese Welt fit zu machen. Stark sollen sie werden, eigenständig, widerständig, um die Welt der Erwachsenen auszuhalten und wenn möglich zu ändern. Sie selbst erbringt den Beweis: Auch ein Mensch, der eine gebrochene Kindheit hatte, muss nicht zerbrechen. Mit einem ganz besonderen Navigationssystem steuert sie durchs Leben. Ihr Credo ist Ermutigung: Nimm deine Kindheit und lauf!
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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