Lausitzer Rundschau: Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu: Scharon schließt Arafats Tötung nicht aus
Außer Gefahr
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Scharon schließt Arafats Tötung nicht aus:
Ariel Scharon hat den Mund voll genommen. Aber er hat nichts Neues verkündet, sondern nur alte Drohungen gegen Jassir Arafat aufgewärmt. Drohungen, die nicht Ernst zu nehmen sind. Der Palästinenserpräsident muss nicht um sein Leben fürchten und das weiß dieser auch. Israels Regierungschef wird nicht den Befehl geben, seinen palästinensischen Widersacher zu töten. Vielmehr wird er an der seit seinem Amtsantritt verfolgten Strategie festhalten, Arafat politisch fertig zu machen. Vielleicht wird er ihn eines nicht allzu fernen Tages ins Exil ausweisen. Aber selbst den entsprechenden Regierungsbeschluss dazu hat Scharon bisher nicht umgesetzt. Warum also die erneute Drohung? Weil sie ihm innenpolitisch nützlich ist, genauso wie die Liquidierung Arafats außenpolitisch schädlich wäre. Und auch, weil sie die israelische Öffentlichkeit für einige Zeit von den Korruptionsskandalen ablenkt, die Scharons politische Zukunft auf höchste gefährden. Der israelische Ministerpräsident will zudem seinen Plan einer einseitigen Trennung von den Palästinensern mittels Rückzug aus dem Gaza-Streifen und der Räumung der dortigen Siedlungen sowie vier weiterer im Westjordanland umsetzen und braucht dazu die Zustimmung der Likud-Parteimitglieder. Ihnen muss er beweisen, dass sein Plan weder einer Kapitulation vor der Hamas gleichkommt noch dass er den Krieg einstellt, den er den Terroristen erklärt hat. Scharons Taktik im Kampf gegen den Terror und dessen Hintermänner ist ebenso simpel wie Erfolg versprechend: Er will sie derart unter Druck setzen, dass sie keine Zeit und Möglichkeit mehr haben, Anschläge zu planen und zu organisieren, sondern in steter Furcht vor israelischen Militäraktionen auf der Flucht sind. Das gilt aus Scharons Sicht auf für Arafat. Dessen Tötung brächte aber die Welt derart gegen Israel auf, dass das Land neben dem entsprechenden politischen wohl auch unvorstellbaren wirtschaftlichen Schaden erleiden würde. Scharons weiß dies, weshalb er sich bisher selbst gegen Mehrheiten in seiner Regierung gestellt hat, die dramatische Aktionen gegen Arafat forderten. Und mit seinem Nichtstun hat er bisherige Drohungen selbst Lügen gestraft.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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