Lausitzer Rundschau: Zum drastischen Anstieg der Benzinpreise
Cottbus (ots)
Wer an Deutschlands Tankstellen zapft, wird vor allem eines: angezapft. Die Benzinpreise haben wieder einmal Rekordhöhen erreicht. Und die Mineralölwirtschaft kennt wie immer dafür nun den Staat als Schuldigen. Der Steueranteil am deutschen Benzinpreis habe im April bei 81,1 Cent je Liter gelegen, teilte sie mit. Von Anfang 1999 bis heute sei die Besteuerung von Benzin um 30 und die von Diesel sogar um 50 Prozent gestiegen. Der Staat seinerseits will kein Wegelagerer sein und betont, die Steuereinnahmen würden gesamtgesellschaftlichen Interessen dienen. Das ist leider nur teilweise richtig. Die selben Politiker, die in einer mangelnden Binnennachfrage die Hauptursache für das Nichtanspringen der Konjunktur in Deutschland sehen, ziehen den Bürgern das Geld aus der Tasche, wo sie nur können. Was der Bürger für Benzin bezahlt, kann er nicht für andere Güter ausgeben. Unter dem hohen Benzinpreis leiden folglich die meisten anderen Wirtschaftszweige. Das senkt deren Wachstum, führt zu Arbeitslosigkeit und niedrigeren Steuereinnahmen. Der Esel dreht sich im Kreise. Noch ärgerlicher ist das Klagen der Mineralölbranche über hohe Rohölpreise. Das grenzt an Volksverdummung. Denn die meisten Konzerne sind auch selbst Ölproduzenten. Für ExxonMobil (Esso), Total und BP (Aral) war 2003 ein Jahr der Rekordgewinne. Der Autoklub AvD hat ausgerechnet, dass sich für die Konzerne in Europa durch den starken Euro der Ölpreis real verbilligt. Ein Barrel Rohöl zum Rekordpreis von 33,85 Dollar kostet sie nur 28,49 Euro. Angesichts dieses Zusammenhangs ist der Hinweis auf die gestiegenen Benzinpreise an der Rotterdamer Börse grotesk. Ja, wer macht denn die Preise dort? Der liebe Gott ist es sicher nicht. Das zeigt sich auch daran, dass in der Lausitz trotz Rotterdam die Benzinpreise bei den einzelnen Anbietern um bis zu zehn Cent differieren. Trotzdem bleibt die Lage unerfreulich. Es scheint, als hätten sich Politik und Mineralölwirtschaft die Tankstellenpfründe brüderlich aufgeteilt.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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