Lausitzer Rundschau: Die LAUSITZER RUNDSCHAU Cottbus zu Familienministerin gegen soziales Pflichtjahr
Cottbus (ots)
Ab Oktober wird der Zivildienst nur noch neun statt wie bisher zehn Monate dauern. Das kann nicht überraschen, denn die Verfassungsrichter in Karlsruhe haben bereits in mehreren Urteilen deutlich gemacht, dass der Zivildienst nicht länger als der Wehrdienst sein darf. Was logisch klingt, bringt jedoch viele Probleme in Krankenhäusern und Altenheimen mit sich. Ohne die Wehrdienstverweigerer könnte ihr Betrieb vielerorts nur schwerlich aufrecht erhalten werden. Dabei bedeutet das absehbare Ende der Wehrpflicht auch ein Aus für den Zivildienst. Zwar hat sich eine Expertenkommission im Auftrag von Familienministerin Renate Schmidt schon vor Monaten über die Zeit danach Gedanken gemacht. Ob die Lücke durch verstärktes ehrenamtliches Engagement und eine Aufwertung des freiwilligen sozialen Jahres geschlossen werden kann, ist allerdings zweifelhaft. Nicht, dass es an Bewerbern fehlen würde. Auf eine Stelle beim sozialen Jahr kommen drei Interessenten. Doch das Geld dafür ist nicht vorhanden. Dieses Argument führt Renate Schmidt auch bei ihrer Ablehnung eines sozialen Pflichtjahres ins Feld. Dabei lohnt es sich durchaus, über eine solche Maßnahme in Ruhe nachzudenken. Soziale Verantwortung und Nächstenliebe sind sicher nicht die schlechtesten Erfahrungen auf dem Lebensweg junger Menschen. Angesichts einer alternden Bevölkerung kann es auch nicht nur um die Kostenfrage gehen. Der Betreuungsbedarf wird zweifellos größer. Darauf muss sich unsere Gesellschaft langfristig einstellen. Schmidts Hinweis, ein soziales Pflichtjahr scheitere schon an der notwendigen Mehrheit für eine Grundgesetzänderung, mag heute stimmen. Aber das muss längst nicht so bleiben.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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