Lausitzer Rundschau: Die LAUSITZER RUNDSCHAU Cottbus zu Birgit Fischer gewinnt ihr achtes Olympia-Gold
Cottbus (ots)
Einer der wenigen deutschen Höhepunkte bei den olympischen Spielen in Athen: Die 42-jährige Kanutin Birgit Fischer gewinnt Gold. Zum achten Mal und 24 Jahre nachdem sie schon in Moskau ganz oben auf dem Treppchen stand. Heute kann sie sich mit der neunten Goldenen auf Rang zwei der ewigen Bestenliste setzen. Wahnsinn! Dieser Erfolg ruft sicher wieder jene Strategen auf den Plan, die eine Sportförderung nach DDR-Vorbild fordern. Die sehen die Fischer als das Vorzeigemodell der alten Schule. Die gebürtige Brandenburgerin wurde groß wie alle Olympiahelden im Mauerstaat: Mit sechs Jahren begann sie den Kanusport, mit 13 wurde sie auf die Sportschule des ASK Vorwärts Potsdam delegiert. Kein Talent blieb damals unentdeckt. Die Zusammenarbeit zwischen Sportlehrern, Vereinen und Eltern klappte. Und Sportförderung in der DDR bedeutete: Die Olympiahoffnung war abgesichert. Eine Ausbildung wurde garantiert, der Übergang ins Berufsleben leicht gemacht. Heißt also wirklich von der DDR lernen, bei Olympia siegen lernen? Dieser Ansatz ist mir zu einseitig. Denn Birgit Fischers Medaillen haben auch noch eine zweite Seite: Die zweifache Mutter kämpfte sich nach der Wende durch schwieriges Fahrwasser. Schaffte ein zweites Comeback und auch ein drittes. Quälte sich für ihre olympischen Träume. Ohne über die nicht immer idealen Trainingsbedingungen zu jammern. Ohne ihr Alter vorzuschieben, als Alibi für Misserfolg. Eine Frau mit absolutem Willen und ungeheurer Nervenstärke. Wer die leidenschaftslosen Auftritte von Jan Ullrich und das nervöse Scheitern von Franziska van Almsick in Athen miterlebt hat übrigens auch noch zwei Kinder des DDR-Sports wird demnach bestätigen: Siegen lernen, heißt von Birgit lernen.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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