Lausitzer Rundschau: Patienten gehen seltener zum Arzt: Heilsame Wirkung
Cottbus (ots)
Es gab Zeiten, da konnte Ulla Schmidt nur noch den Kopf einziehen, wenn der Frust über die Praxisgebühr los brach. Inzwischen hat sich der Sturm gelegt. Ja, dem umstrittenen Zehner wird sogar heilsame Wirkung attestiert. Ein Zweck der Gesundheitsreform bestand darin, die im internationalen Vergleich überdurchschnittlich häufigen Arztbesuche abzubauen. Das Ergebnis spricht für sich. Im ersten Halbjahr betrug der Rückgang fast zehn Prozent. Für das dritte Quartal melden die Kassenärzte jetzt ein Minus von rund acht Prozent. Dabei geht die Zurückhaltung der Patienten vor allem auf das Konto der Praxisgebühr. Aber womöglich auch zu Lasten der persönlichen Gesundheit, wird mancher jetzt einwenden. Patienten könnten aus Kostengründen die Praxis meiden. Wäre dem wirklich so, dann hätten sich die Katze in den Schwanz gebissen. Denn eine verschleppte Krankheit erfordert in aller Regel auch eine aufwendigere und damit teurere Behandlung. Manches deutet allerdings darauf hin, dass solche Befürchtungen unbegründet sind. Im Gegensatz zu den Fachmedizinern blieb der Patientenstrom bei den Hausärzten im Großen und Ganzen unverändert. Das heißt, die Patienten gehen nicht gleich mit jedem Wehwehchen zum Facharzt. Und wer ihn wirklich braucht, spart bekanntlich mit einer Überweisung die Praxisgebühr. Bei Fachkollegen wie etwa den Augenärzten haben auch Vorzieheffekte zur Besucherflaute geführt. In Erwartung der Mehrkosten ließen sich viele noch Ende 2003 eine Brille verschreiben. An diesem Beispiel wird auch klar, dass die Patientenrückgänge nicht so bleiben werden. Trotzdem ist die Praxisgebühr vernünftig und besser als ihr Ruf.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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